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Zu: Bahamas 12/93 (Max Müntzel)
 
In seinem Bemühen unsere Publikationen zur Kenntnis zu nehmen und zur Lektüre zu empfehlen, kommt Max Müntzel nicht ohne Paternalismus aus. Statt unsere Inhalte zu kritisieren, verteilt er gönnerhaft einige Noten: "sachlich geboten", "methodisch überhaupt nicht zu vermeiden", "mit dem Ziel einer antinationalen Praxis", "wenig geeignet, die von ihnen beklagte linke Theoriefeindlichkeit wettzumachen" usw.

"Kompromißlosigkeit der Angriffe" verdankt sich weder einem Prinzip noch einer Lebensphilosophie unsererseits, sondern hängt von der Meinung und dem Verhalten der deutschen linksradikalen Szene ab. Und daß es dabei immer öfter an den Punkt kommt, wo wir uns theoretisch und praktisch weigern, die Scheiße weiter mitzumachen, könnte er bei der Lektüre unserer Sachen leicht nachvollziehen.

Eine Methode, um "die Denkschema deutscher Linke aufzubrechen" sind unsere Kritiken schon überhaupt nicht. Vielmehr geht es uns darum, einige krasse Zumutungen aus der linksradikalen Szene nicht unwidersprochen zu lassen.

Auch müssen wir seine Sammlerleidenschaft bzgl. "antinationaler Praxis" ent-täuschen, wir sind für diese "Bewegung" nicht zu gewinnen. Daran hindert uns nicht nur, was er (und BAHAMAS) unter Theorie versteht: "Hinwendung zur Analyse dieser Gesellschaft und der in ihr angelegten Destruktion" (Bahamas 12/S.23). Wir zweifeln nämlich an dem Ergebnis, das dieser "Analyse" vorausgestellt ist: Daß es in der deutschen Gesellschaft irgend etwas gäbe (objektiv oder subjektiv) was auf "Destruktion" in unserem Sinne hinauslaufen würde. Die Suche danach haben wir schon vor einiger Zeit aufgegeben, weshalb wir auch nicht mehr willens sind in, linkspädagogischer Manier Aufklärung über "die Zusammenhänge" zu betreiben.

Stattdessen begnügen wir uns mit dem lächerlichen Bedürfnis, kritisch auf einige Eigenheiten deutscher Be- und Empfindlichkeiten hinzuweisen, mit der Hoffnung, daß es außer uns noch ein paar Leute gibt, die es interessiert. Wenn es dann auch noch zu einer praktischen Konsequenz kommt, würden wir uns freuen, auch wenn es sich nicht mit dem deckt, was Max Müntzel unter "bewußter Beförderung antikapitalistischer Kämpfe" (ebd.) versteht.

Ob das "volontaristischer" ist als der Versuch eine "antinationale Sammlung" in die deutsche Welt zu setzen (wogegen wir nichts hätten, wenn sie bzgl. MigrantInnen und deutscher Mob politisch nicht so borniert wäre), wagen wir, angesichts der Verhältnisse in diesem Land zu bezweifeln.

 

 
 Fluchschrift, 7.4.1995