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Dauerzustand
einer Nation: Besoffen oder Betroffen
Nach
dem Anschlag von New York hat die zivilisatorische Paranoia weltweit einen Höhepunkt
erreicht. Das logische Denken und die Vernunft werden durch die Projektion, die
virtuelle Wahrnehmung der Realität und die Erbärmlichkeit des zivilisierten
Daseins ersetzt. Alles Voraussetzungen für weitere Zivilisationshöhepunkte.
Da von allen Ländern,
Völkern und politischen Eliten der Welt Teutschland und die Teutonen diese
Paranoia – in der spezifischen Form des deutschen Wahns - am effektivsten, am
traditionsreichsten und bis zu seiner Vollkommenheit und Konsequenz betrieben
haben und weiterhin betreiben, sind sie sozusagen das geeigneteste Objekt, an
dem wir mit diesem Text das analytische Exempel statuieren werden.
„Dieser
Anschlag ist ein Angriff auf die zivilisierte Welt“ (SchrödersFischers)
Schön
wäre es, würde man beinah sagen, wenn es nicht so absurd wäre. Und trotzdem
ist dieser Satz in den verschiedensten Variationen, in den unterschiedlichsten
Ideologismen und Glaubensbekenntnissen (vom Christentum bis zum Atheismus, vom
Islam bis zum Buddhismus, vom Anarchismus bis zum Marxismus), in allen Sprachen
dieser Welt, die zur Zeit herrschende Parole: für die politischen, militärischen,
medialen Eliten als Legitimation für den neuen Kreuz- und Feldzug, für den
deutschen, englischen oder sonstigen Mob als Betroffenheitsritual, für andere
wiederum als Börsen-Barometer für die Märkte dieser Welt und für viele Linke
als Grundlage (durch Annahme dieser These – aus edelradikalen Motive versteht
sich – ) und als Projektion für verlorengegangene Revolutionsträume.
Dieser
Satz ist absurd, weil es erstens – entgegen dem aufgemachten Widerspruch - ein
zutiefst zivilisatorischer Anschlag war. Tausendmal praktiziert, millionenfach
Opfer gefordert, Billiarden Gewinne erzeugt, Landesgrenzen hin und her
geschoben, dem Fortschritt den notwendigem Schub, der Wirtschaft den richtigen
Impuls und dem „kleinen/weißen Mann
auf der Strasse“ seine Erhabenheit – mitten in seiner Erbärmlichkeit -
immer wieder aufs neue gegeben. Solche Anschläge sind für den
Zivilisationsprozess Form und Inhalt zugleich.
Ohne
solche Ereignisse wäre eine riesige Lücke entstanden, eine bei der die Gefahr
bestünde, dass sie mit humanen Werten gefüllt werden könnte, was als krasser
Widerspruch zu dem zivilisatorischen Fortschritt stünde.
Deswegen
langsam und nüchtern noch mal die Ereignisse: Eine Gruppe zum Selbstmord
entschlossener Täter hat einen Anschlag auf das für die Täter (aber auch für
weltweit sehr viele mehr) als „Herz der Bestie“ halluzinierte WTC und Pentagon
organisiert und durchgeführt. In bisher einmaliger Form und mit verheerenden
Ergebnissen.
Dies
war nur möglich, weil die Täter sich entschlossen haben, ihr eigenes Leben als
Waffe einzusetzen. Und nicht, wie viele glauben, weil ein extrem
„raffinierter“ Plan oder eine extrem „absurde“ Idee verwirklicht worden
ist (im Gegenteil, eher verblüfft die Einfachheit der Tat).
Und
auch dies ist nichts Neues, es ist mehrmals praktiziert worden, früher z.B.
durch japanische Kamikaze, letzter Zeit mehrfach im Nahost.
Weil
es keinen Grund gibt, die Propaganda-Maschinerie über die Verursacher der Tat
und über die Täter als bare Münze zu akzeptieren, beschränken wir uns auf
die bisher bekannten Fakten: Die Form, der Inhalt und das Ziel der Tat lassen
eine Bewertung über die Motive zu: eine Mischung aus
antiamerikanischer/antiwestlicher und antisemitischer Motivation und Rache,
basierend auf einem religiösen Märtyrertum: New York mit seiner Wall Street
und dem WTC als „Machtzentrale des Judentums“, der Gelder usw. WTC als der
Stolz der amerikanischen Nation, Pentagon als die Spitze der militärischen Großmacht
USA. Alles also ureigene Zivilisationsmerkmale und nicht seine Negation. Auch
diese Bewertung leitet sich aus den herrschenden Zivilisationsvorstellungen ab
und ist mit Vorsicht zu genießen (da die Täter nicht mehr leben, um die Motive
zu erläutern). Tatsache ist allerdings, dass die Tat genau so verstanden worden
ist. Das ist die Botschaft, die weltweit verbreitet wurde.
Absolut
unklar ist, wer die Täter tatsächlich waren. Bei Taliban oder Bin Laden
spricht genau so viel dafür wie dagegen. Nicht mehr und nicht weniger wie für
jeden anderen Verdächtigen. Bisher wurden keine Beweise erbracht. Aus einer
Vermutung gleich ein Faktum zu machen und auch noch daraus einen Krieg
anzuzetteln, bedeutet die Aufhebung der eigenen Regeln nach denen die
„Zivilgesellschaft“ bisher ihre Verbrechen legitimiert hat. Eine ganz andere
Geschichte ist, wie die ehemaligen USA-Verbündeten die Taliban und wie der
ehemalige CIA-Liebling Bin Laden, unabhängig von dieser Tat, zu bewerten sind.
Daher sprechen wir nicht von den tatsächlichen Tätern (da wir sie nicht
kennen) sondern von den „ausgemachten Tätern“.
Die
Eliten dieser Welt haben keine Angst vor den von ihnen ausgemachten und
„identifizierten“ Täter. Sie wissen zu gut (besser als jeder von uns es je
ahnen würde), dass die Täter ihre ureigene Brut und Züchtung
sind. Sie sind bloß abtrünnig geworden (das kommt ja in den besten Familien
vor), sie lassen sich nicht mehr erziehen (was normalerweise der Beginn für
humanes Bewusstsein ist).
Gestern
noch haben sie an der afghanischen Grenze zu Pakistan den US-Sicherheitsberater
und seine feurigen Anheuerungsschlachtrufe „ihr seid die heroischen Befreier
eures heiligen Landes von den Ungläubigen“ und ähnliche Marlboro-Reklame-Sprüche
bejubelt und heute werden sie mit Wirtschaftsembargo und Krieg sanktioniert.
Noch
1998 versuchten Abgesandte der US-Regierung die Nordallianz (Taliban-Opposition)
zur Zusammenarbeit und Kooperation mit dem Taliban-Regime zu bewegen, da die USA
das Taliban-Regime als Stabilisierungsfaktor betrachtete. Jetzt soll auf einmal
die Nordallianz die Speerspitze des Widerstandes spielen!
Gestern
noch durften sie (unter Aufsicht und Mitwirkung der US-Militärberater) die
„Russen-Huren“ (Frauen ohne Schleier) aufhängen oder steinigen und heute
soll all das „unmoralisch“ gewesen sein.
Jahrelang
störte solchen Gruppen die Israel-Unterstützung der USA nicht, so lange
zumindest die CIA-Waffen und die CIA-Dollars in Milliardenhöhe reichlich und
zollfrei flossen und jetzt entdeckt die zivilisierte Welt deren Antisemitismus.
Noch
vor über 10 Jahren hatten die SchrödersFischers mit machtvollen Solidemos für
den afghanischen Widerstand und gegen die „Unmenschlichkeit“ der
afghanischen Kommunisten und der Roten Armee protestiert und jetzt, wo
Siegesfeiern angesagt sind und Anerkennung erwartet wird, wird die
Antiterrorallianz gegen die besten
Verbündeten südwestlich des Urals geschmiedet.
Nebenbei, auch wenn dies keine
Rolle mehr spielt (,
soll gesagt werden worin diese Unmenschlichkeit bestand:
Sie bestand im
wesentlichen darin, dass die Ländereien den Feudalherren entrissen und an die
Hunderttausenden besitzlosen Bauern verteilt wurden.
Die
Unmenschlichkeit bestand darin, dass sie den Frauen volle institutionelle Rechte
gegeben hatten und sie ihnen den Zugang zu ALLEN Positionen ermöglichten (als
die erste Richterin vereidigt wurde, wurden die ersten „Aufstände“
gemeldet).
Die
Unmenschlichkeit bestand darin, dass sie die Gegner solcher unmenschlichen
Reformen hart bestraften.
Die
Unmenschlichkeit bestand schließlich darin, dass sie sich weigerten, in der
zivilisierten Welt anzukommen.
Wenn
nun genau dieselben SchrödersFischers-Heuchler solche Parolen faseln, weiß
man, was davon zu halten ist.
Weiß
man es? Zumindest die Zeitschrift konkret weiß es nicht. Der
langersehnte Aufstand der Schwachen wurde auf diese antisemitisch und märtyrerhaft
motivierte Tat projiziert. Die ganze linke Plattitüde wurde auf (fast) einer
Seite zusammengerückt:
„Der
Krieg der Schwachen, den die Hersteller von Atomraketen und binären Giftgasen
... "Terrorismus" nennen, hat erst begonnen. Er ist so schrecklich wie
jeder Krieg. Warum aber die Geschäftsleute und Touristen in einer TWA-Maschine
den Status des Kombattanten weniger verdienen sollen als ein Bauer in Nicaragua
oder ein Kind in Haiphong, brennend im Napalm-Regen, will ich nicht einsehen.“
Nein,
das ist nicht der Krieg der Schwachen und Entrechteten. Das ist der Krieg der
Entgleisten, mit denen die Herrschenden ein kleines Problem und eine große
Chance haben.
Was
würde Milosevic dazu sagen?
„This
is your problem!“.
Und
noch was. Die Gleichung, die Gremliza aufmacht, ist nicht nur keine radikale,
sondern eine, die Mitverursacher und deren Opfer gleichsetzt (Geschäftsleute/Touristen
= nicaraguanische Bauer/Haiphong-Kind). Wir wussten nicht, dass unter
„Globalisierung/Antiglobalisierung“ auch noch die globale
Schuldverteilung gemeint ist.
Haben
also die Eliten dieser Welt keine Angst? Ist all das nur eine Show? Oh nein. Sie
haben Angst. Sie sind fast in Panik geraten. Aber nicht wegen den von ihnen
ausgemachten Tätern. Die haben sie voll im Griff und werden dafür sorgen, dass
solche Ausrutscher nicht mehr vorkommen. Und auch nicht wegen der Anzahl der
Toten (ihre eigenen Pläne gehen i.d.R. von wesentlich höheren „Kolateralschäden“
aus). Ihre Angst beruht auf der Annahme, dass dieser Angriff seitens all jener,
die in der Zivilisation nichts mehr zu verlieren und nichts mehr zu gewinnen
haben, seitens derer, die nicht mal einen Glauben an irgendetwas (Gott oder
Teufel oder sonst was) haben, „falsch“ verstanden wird. Dass die Ausgestoßenen,
dass die Gettos und die Slums dieser Welt, dies als Vorbild im Sinne seiner
Machbarkeit, als DIE Möglichkeit sehen würden, um ihren Zustand zu ändern.
Und diese Angst ist absolut berechtigt.
Gleichzeitig
wittern sie ihre Chance. Kurzfristig wird eine langfristige strategische
Perspektive geschmiedet und ausgearbeitet. Was auf Jahre geplant war, soll jetzt
in ein paar Wochen umgesetzt werden. Alte und jüngste Pläne wurden aus den
Schubladen der noch verrauchten Trümmer des Pentagons und aus den
kranken/hellen Köpfen rausgeholt und auf den Tisch gelegt. Die heroischen Völker
dieser Welt machen - eingeübt im Krieg gegen die Serben - volle Kanne mit. 90%
der US-Bürger stehen hinter den offen angekündigten Maßnahmen von Bush.
Massenhafte Betroffenheitserklärungen und Demonstrationen gegen „den
Terror“ finden in Teutschland und
in fast allen anderen europäischen Länder statt.
Es
geht auch nicht um den Untergang der USA oder irgendeiner anderen vermeintlichen
oder tatsächlichen Möchtegern-Großmacht (wenn das so einfach wäre). Solange
die Wirtschaft kein Problem damit hat, so nebenbei und selbstverständlich
Untersuchungen anzukündigen wegen Verdacht auf eine Börsen-Spekulation auf
Verlustwerte in hundertfacher Höhe bzgl. der American- und
United-Airline-Aktien (in Fachjargon heißt es Insider-Geschäft, was nach den
Regeln der Börse unerlaubt ist) und allen Ernstes diese Problematik anspricht,
ist die Welt voll und ganz in Ordnung. Die Täter nutzen das Börsen-System und
die Behörden sorgen für die Einhaltung der Aktienregeln. Wenn das nicht zum
Optimismus anstiftet!
Volle
Unterstützung kommt sogar von denen (i.d.R. linke Gruppen), von denen niemand
– weil unbedeutend – weder eine Erklärung, noch ein Bekenntnis zu Demokratie,
Demografie, Demoskopie, und wie sonstige Freiheitsideale noch heißen, verlangen
würde. Anscheinend ist nicht Opportunismus oder die Furcht vor Repressalien,
sondern tatsächlich aufrichtige Betroffenheit der Grund dafür. Willkommen im
Club!
Dass
es allerdings schlimmer angesehen wird als alle andere Kriege, Anschläge,
Invasionen usw. zuvor, hat ganz
andere Hintergründe, die nicht in den Bergen von Afghanistan oder in der Wüste
vom Sudan zu suchen sind, sondern eher in den Wohnstuben, in der Stammkneipe, in
den Nachbarschaftserlebnissen, beim Einkaufen, in den Wahlkabinen, auf den Straßen,
in den fetischfokussierten Gesellschaftsformationen (ob Türme, Fahnen oder
sonstige Symbole). Also, wesentlich näher als man wahrscheinlich ahnen kann.
In
Teutschland allerdings wäre die Reduzierung auf die Auswirkungen in der Seele
und im Gehirn der Polit- und Medienpropaganda eine unzulässige Verkürzung. Die
Betroffenheit kommt aus den Herzen, das Weinen am Fernsehen und die Blumenmeere
sind echt und aufrichtig. Das vernünftige Argument, dass das, was in der
Wohnstube angeschaut wird, nicht die Manhattan-Scheibe sondern die Mattscheibe
ist, dass die Geräusche, die man hört, eine Sattelitenübertragung aus einer
Entfernung von Tausenden von Kilometern sind, usw., bringt nichts. Die Teutschen
haben entschieden, ALLES auf sich zu beziehen, die Opferrolle einzunehmen und...
der Rest läuft von alleine. Tränen, Zittern, Andacht und Angst. Grosse,
unmittelbare Angst, als ob der nächste Angriff schon bevorsteht.
Und
wenn die Teutschen sich betroffen fühlen, dann ist davon auszugehen, dass
andere getroffen werden. Schily hat den Startschuss für die Jagdsaison Herbst
2001 gegeben. Diesmal gegen den inneren Feind. Die „Islamisten“, die
barttragenden Araber, die Moslem-Türken, die Pakistanis, die kopftuchtragenden
Frauen (warum diese, fragen Sie Zaimoglou ... oder Bahamas. Sie sind die
Experten).
Der
deutsche Alltag hat bereits alles im Griff:
- Kopftuchtragenden Frauen werden auf offener Strasse an helllichtem Tag
das Tuch vom Kopf weggerissen;
- Kinder werden in der Schule als Mörder beschimpft (klein übt sich);
- Männer, die dem Feindbild entsprechen, werden als „Schläfer“
denunziert oder angespuckt und beschimpft;
- Menschen werden wegen ihres Glaubens und ihrer Herkunft am Arbeitsplatz
fertig gemacht, entlassen oder erst gar nicht eingestellt;
- Objekt-Schutz gegen und für die Moscheen durch die Polizei ist bereits
angelaufen;
-
die live übertragenen Passanten-Äußerungen aus deutschen Städten sind
von Hoyerswerdener- und Lichtenhagener-Qualität: „Weg mit den Moslems“ oder
„ich habe Angst, dass die Moslems sich ausbreiten und die Mehrheit hier
kriegen“ oder „ich mache mir Sorgen, weil sie viel zu viele sind und die Politiker sich nicht
trauen, dagegen was zu machen!“ oder „schauen Sie sich das mal an, sie
laufen mit Kopftuch herum, nur eine Schlitzöffnung für die Augen!“;
- die Rasterfandung läuft inzwischen an den Unis und anderswo, so
vollkommen und ungestört (außer den Betroffenen findet sie die Zustimmung fast
aller), dass man den Eindruck gewinnt, dass ALLE darauf gewartet haben usw.,
usw.
- Eine Woche nach dem Anschlag waren in Deutschland alle Koran-Bücher
ausverkauft;
- auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt wurden die Koran-Experten
und ihre Bücher zum Publikumsmagnet;
- der vor einem Monat stattgefundene „Tag der offenen Moscheen“ führte
zu einer noch nie dagewesenen Überfüllung der Moscheen durch den unerwartet
hohen Andrang eines aufgegeilten deutschen Publikums.
Dass
es noch nicht zu Schlimmerem gekommen ist, liegt im wesentlichen an zwei
Punkten:
Die Bundesregierung bzw. Innenminister Schily hat sehr schnell reagiert und die
staatlich organisierte Verfolgung gestartet. Bevor Heime und Stadteile brennen,
haben die Repräsentanten der völkischen Gesellschaft den aufkeimenden Wünsche
ihres Volkes in Form von Gesetzentwürfen (inzwischen in der
Verabschiedungsphase) und Sondermaßnahmen entsprochen. Andererseits bejubelte
der militantere Teil der deutschen Volksgemeinschaft die Tat als
antiamerikanischen/antisemitischen Anschlag (siehe Nazi-Demos und –Erklärungen).
Die
Teutonen-Betroffenheit lässt sich – neben dem vorhin geschilderten geistigen
Zustand der deutschen Nation – mit folgendem Sachstand erklären: Sie befürchten,
dass ihnen all das, was sie seit der Wiedervereinigung den Nichtdeutschen
angetan haben, heimgezahlt wird. Um so mehr sie morden, Beifall klatschen oder
ihren Dreck auskotzen, um so mehr steigert sich ihre Angst. Indem sie wissen, zu
welchen Mordtaten sie selber fähig sind, projizieren sie diese Fähigkeit auf
ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Opfer.
Aber
leider haben sie nichts zu befürchten. Den Grund für die Skepsis auf solche
Aussichten lieferte davor die weltweite antiserbische Allianz (mit massenhafter
Zustimmung der Völker dieser Welt – Unterdrückte und Freie) und zuletzt der
elende Antirassismuskongress der Elenden, der ehemaligen Sklaven und Nachkommen
von massakrierten Völkern: Ihre Sorge und ihre Bemühungen galten nicht der
Verurteilung, der Anprangerung ihrer Peinigern, sondern der Verurteilung Israels,
was auch letztendlich geschah: Die ehemaligen europäischen
Peiniger/Kolonialisten erhoben Hand in Hand mit ihren Opfern gemeinsam ihre
antisemitischen Tiraden und beschlossen, die „Judenfrage“ neu zu stellen.
Die Deformation in ihrer Vollkommenheit .
Und
schließlich, die Antiterror-Allianz: Sie gab es immer in verschiedenen
Varianten (zuletzt als antiserbische). Ihre Weiterentwicklung hat eher
quantitativen Charakter. (Kolonialmächte: ca. ein paar Dutzend Staaten,
Antikommunistischer Block: ca. die Hälfte der Staaten, Antiserbische Allianz:
fast alle Staaten, ausgenommen Indien, Russland, China und nun die
Antiterror-Allianz: Alle, inkl. Indien, Russland, China).
Linksdeutsche
Wahnalternative: Gegen Israel oder für den Krieg!
Aber
klar doch: Es gibt auch die deutsch-nationale Friedensbewegung. Durch die
Kriegs-Unterstützung Deutschlands hat „das deutsche Volk“ Angst, dass die
Heimat in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie entdecken auf einmal die Armut bei
der afghanischen Bevölkerung,
den drohenden Hunger, die Frauen-Unterdrückung, die Kindersterblichkeit usw.
Wenn
Heuchelei übersetzt werden kann, dann nur so: deutsche Friedensbewegung. Gleichzeitig
wird sorgsam die Gelegenheit genutzt, Israel an den Pranger zu stellen. Noch läuft
es etwas verklausuliert („Frieden im Nahosten“, „Palästinenserproblem“
usw.). Keiner der Redner/Rednerinnen bei den deutschnationalen Friedensdemos
kommt auf die Idee, die für Israel gefährlich gewordene Situation anzusprechen
(Sharon hat neulich davor gewarnt, die Antiterrorallianz mit arabische
Regierungen auf Kosten Israels zu gestalten), geschweige denn
zur Solidarität mit Israel aufzurufen.
Um
es klar zu artikulieren: Es gibt keine Friedens-, es gibt keine emanzipatorische
Bewegung in Deutschland, die das Existenzrecht
des Staates Israel nicht als Bestandteil, ja als Voraussetzung für alles
andere festlegt. Kommt diese Voraussetzung nicht vor, weiß man jetzt schon was
davon zu halten ist: Dreck!
Die
ach so tolle und selbstlose deutsche antirassistische Bewegung hat ihre Camps
geschlossen (was nicht negativ sein muss) und verkroch sich hinter ihren
„Schock“. Schlechte Zeiten für medienwirksame Show-Aktionen über und mit
Moslems. Ungeeigneter antirassistischer Stoff, in jeder Hinsicht. Verdirbt den
Ruf und macht verdächtig.
Antinationale
linksdeutsche Vernichtungsphantasien
Es
kommt nicht darauf an, was jemand über sich einmal dachte oder noch heute
denkt, auch nicht welches Etikett er sich gab oder gibt, oder wie er das nennt,
was er meint oder macht. Letztlich kommt es nur darauf an, welche theoretischen
und praktischen Schlussfolgerungen er aus seinen Ansichten zieht. So heißt
bspw. "antinational" nicht unbedingt, dass jemand gegen Nationalismus
ist, "antideutsch" heißt noch lange nicht, dass jemand gegen
Deutschland wäre.
Also,
kann es auch nicht überraschen, dass die antinationale, antideutsche Gruppe Bahamas
die deutsche Regierung (und viele anderen) in ihrem Feldzug gegen Afghanistan
"unterstützt". Dass sie das selbst nicht so sehen wollen, merken wir
an ihren erfolglosen Bemühungen, ständig zu behaupten, die Bundesregierung
wolle eigentlich nicht das, was sie gerade macht oder sagt. Wenn SchrödersFischers
den USA versichern, ihnen jede Unterstützung im Krieg gegen Afghanistan zuteil
kommen zu lassen (und es auch tun), behauptet Bahamas,
die deutsche Regierung stehe eigentlich auf Seite der "arabischen
Staaten". Der Widerspruch wird lediglich behauptet, und soll verdecken,
dass die Redaktion der Bahamas
theoretisch der Praxis der Regierung hinterher trottelt.
Dieser Verein ist
ein gravierendes Beispiel dafür, wie eine sich antinational, antideutsch dünkende
Gruppe ohne Zwang schnell und sicher dem deutschen Wahn verfällt. Eine Gruppe,
die am Ende (oder am Anfang?) ihrer jahrzehntelangen Recherchen zu theoretischen
Einsichten kommt, die an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten sind: "Wer
von Deutschland reden will, darf vom Islam nicht schweigen." (Bahamas
36/2001) Und eine Gruppe die zu praktischen Forderungen kommt, die an Brutalität
(zum Glück nur auf dem Papier) noch die der eigenen Regierung übertrifft.
Die
Redaktion der Bahamas verstärkt ihren vor einigen Jahren begonnenen
Kreuzzug gegen "die Islamisten“
(siehe "Bahamas" und auch
"konkret" Herbst/98 und dazu
unseren Artikel " Die Monatszeitschrift "konkret":
made in germany"). Sie kritisiert die Bundesregierung wegen einer angeblich
zögerlichen Haltung und setzt dem internationalen Feldzug gegen Afghanistan
noch eins drauf, indem sie auch die Vernichtung anderer islamischer Staaten
fordert.
Dies
selbstverständlich nicht ohne den mittlerweile obligatorischen Verweis auf
deutsche Verbrechen (in Deutschland die Standardeinleitung und somit
"Legitimation" für aktuelle und zukünftige Schweinereien) und auch
nicht ohne die linksdeutsche Relativierung von Auschwitz (der einzige
Unterschied, den sie noch gefunden haben, ist nur noch quantitativ):
„Es
ist hier ein zur Vernichtung entschlossener Antisemitismus am Werk – darin
seinem nationalsozialistischen Vorbild auf qualitativer Ebene durchaus ebenbürtig
–, der die Wahl- und Maßlosigkeit des palästinensischen Massenmordens begründet.
In dieser Hinsicht kommt momentan dem Koran eine ähnliche Rolle zu wie
seinerzeit Hitlers Machwerk „Mein Kampf“ in Deutschland.“
Was
ist schon Hitlers antisemitische Kampfschrift "Mein Kampf", die
"seinerzeit" eine "Rolle" gespielt hat (harmloser geht’s
nicht), gegenüber "dem Koran", der "momentan" 1,2
Milliarden Moslems als Handbuch zur maßlosen Vernichtung dient, und das
"wahllos" und nicht gezielt berechenbar wie bei den Nazis. Die Übertreibung
geht einher mit der Relativierung. Was die Menschen am 11.September tötete,
"war der auf eine Selektion hinzielende Vernichtungswille der Massenmörder.
Dieser Vernichtungswille stellt zugleich eine gigantische und grausige Apotheose
des bürgerlichen Gleichheitsideals dar, wie sie erstmalig in den deutschen
Vernichtungslagern in die Tat umgesetzt wurde." (Bahamas
36/2001)
Konsequenterweise
halluziniert sich aus dem Bewusstsein über die eigene deutsche
Vernichtungspraxis die Unterstellung eines "zur Vernichtung entschlossenen
Antisemitismus" und einer "Wahl- und Maßlosigkeit des palästinensischen
Massenmordens" und bringt die eigene Mordlust erst so richtig auf Trapp:
„US-amerikanische
Militärschläge gegen islamische Zentren hätte jeder bis auf weiteres zu begrüßen,
der die Emanzipation von der Warenform, von Markt und Staatlichkeit nach wie vor
als Bedingung menschlicher Selbsttätigkeit, mithin des Eintritts aus der
„Vorgeschichte“ in die „Geschichte“ (Marx) begreift. Sollte wirklich
Afghanistan das erste Ziel eines US-Gegenschlages sein, wäre zu fordern, das
dieser so konsequent wie möglich erfolgt, d. h. einen Sturz nicht nur des
Taliban-Regimes, sondern auch die Verhinderung weiterer islamistischer
Herrschaft bewirkt und nicht auf Afghanistan beschränkt bleibt.“
Ohne
"theoretische" Gespreiztheit kommt auch kein linksdeutscher Aufruf zum
konsequenten kriegerischen Verbrechen im Ausland und zum antiislamischen Pogrom
im eigenen Land (der Angriff auf "islamische Zentren" ist in
Deutschland bereits angelaufen) aus. Deshalb wird eine ideologische
Rechtfertigung hinterhergeschoben, die sich noch nicht mal dadurch blamiert,
dass sie schon einen hundertjährigen kolonial-sozialdemokratischen Bart trägt:
„Die
Beseitigung islamischer Herrschaft würde die Bevölkerungen dieser Länder dem
moslemischen Götzendienst entreißen, um sie, mit allen brutalen Konsequenzen,
dem kapitalistischen Warenfetisch direkt zu unterwerfen; sie würde einerseits
die realen Bedingungen von Antisemitismus und Islamismus unangetastet lassen und
die vom Wahn Besessenen aufgrund der nicht zu erwartenden Linderung des Elends möglicherweise
in ihren barbarischen Intentionen bestärken. Andererseits könnte die militärische
Bezwingung des Islamismus den Blick von islamischer Elendsverklärung,
Selbstkasteiung und Mordlust fort auf die von der kapitalistischen
Vergesellschaftung hervorgebrachten materiellen Potentiale lenken und den Wunsch
nach kommunistischer Aneignung aufkeimen lassen.“
"Einerseits"
würde alles so bleiben wie bisher, aber "andererseits" "könnte"
"den Blick ... lenken" auf die "Potentiale" und den
"Wunsch" "aufkeimen lassen". Möglichkeit und Wirklichkeit
spielen in diesen dialektischen Spielchen keine Rolle mehr. Die Theorie wird zum
Vehikel der pragmatischen, der instrumentellen Anpassung. Es ist eben auch bei
der antinationalen Linken in Deutschland entscheidend "was hinten raus
kommt", in diesem Falle Hauptsache: Vernichtung des "Islamismus".
Bombardement als Katalysator der zynischen Revolutionsträume deutscher
Linksmichel, Massenmord als Mittel zur Bewusstseinserweiterung ganzer Bevölkerungen.
Da "keimen" oder besser gesagt: blühen bei den Verfassern ganz andere
"Wünsche" auf als die nach "kommunistischer Aneignung". Da
"keimt" der Drang nach Vergeltung auf, der Wunsch nach Massemord, der
sich endlich mit der Gewissheit eines geschichtlichen Objektivismus Bahn brechen
kann. Und das Ganze vorgebracht in der Manier eines größenwahnsinnigen
Feldherrn, eines durchgeknallten Revolutionsstrategen oder eines kreuzfahrenden
christlichen Inquisitors. "Doktor Seltsam oder Wie ich lernte die Bombe zu
lieben".
Es
ist die Sprache des Herrenmenschen, dem es auf ein paar Tote mehr oder weniger
nicht ankommt, der andere dafür kritisieren will, dass sie "künftig Opfer
amerikanischer Militärschläge bejammern", der ein Bombardement "Schläge
der USA, die wirklich wehtun" nennt, die zu "begrüßen" wären,
der von "Beseitigung islamischer Herrschaft" zum Zwecke die "Bevölkerungen
dieser Länder dem moslemischen Götzendienst (zu) entreißen, um sie, mit allen
brutalen Konsequenzen, dem kapitalistischen Warenfetisch direkt zu
unterwerfen" spricht. Und auch die Sprache des deutschen Hanswurstes,
dem es darum geht endlich die Scheiße mit dem Nationalsozialismus vom Hals zu
haben und Burgfrieden mit den Mächtigen im eigenen Lande zu schließen und
dabei nicht begreift, dass seine Meinung weniger wirkt als ein Hundefurz. Denn
was die Bahamas für originelle Ideen
hält, setzen andere, die über die "hervorgebrachten materiellen
Potentiale" verfügen, permanent durch.
Das
Bahamas-Phänomen
besteht darin, dass sie sich per Definition zu Rassismus- und
Antisemitismus-Gegnern ernannt haben und Basta. Jetzt fallen sie in ihre eigene
Falle. Schon früher wurden von ihnen alle wesentlichen antisemitischen
Klischees und Mythen auf die „Islamisten“, „die Araber“ usw. projiziert,
nach dem Motto: Sie sind die Schacherer, sie sind die mit den Zinsen, sie sind
die mit den blutigen Ritualen oder "Ritualmorden" usw. (siehe Konkret
7/2000).
Eine
kleine Kostprobe: Der Islam (schreibt Wertmüller
in
konkret)
"etablierte sich 500 Jahre
später im Zeichen des Geldes und der Lüge. ... Wer wie Mohammed im Jahr 600
den Zins ablehnt, obwohl selber von Beruf Händler, also seit Kindesbeinen mit
den Gesetzen des Geldverkehrs vertraut ist".
(Im Gegensatz zum lieben Jesus, "der
mit dem Gleichnis vom Weinberg immerhin einen bemerkenswerten Beitrag zur
Diskussion über den Wert der Ware Arbeitskraft geliefert hat",
also in gewissem Maße ein kleiner Karl Marx war.) Der
"Finanzfachmann", der "wild entschlossen hintertreiben will"
oder "die Kunst islamischer
Banken, keine Zinsen zu berechnen, dafür Aufwandsentschädigungen und
Bearbeitungsgebühren für Dienstleistungen, die in den Bilanzen so sauber
ausgewiesen sind".
Ganz schön raffiniert diese Islamisten, dagegen sind die christlichen Banken,
die bspw. ihre Bereicherung an der Ermordung der Juden einst auch „so sauber
ausgewiesen haben“, aber heute keine Unterlagen mehr finden wollen, die
letzten Armleuchter.
Schacher,
Zinsen, Verschwörungstheorien gehören zu den ideologischen Grundlagen des
Antisemitismus, gehören somit auch zum deutschen Nostradamus-Weltbild. Gehören
zu einer Sehnsucht nach Volksgemeinschaft, die gegen sichtbare und unsichtbare
Feinde durchgesetzt werden soll. "Tatsächlich
aber islamisiert sich die eine kapitale Weltgesellschaft, auch da, wo so gut wie
niemand sich zum Islam bekennt."
(Bahamas
36/2001)
Das
Bahamas-Phänomen besteht auch darin, sich darin zu gefallen, einen Weg
aus dem deutschen Dilemma gefunden zu haben: die nationalsozialistischen
Verbrechen zu verharmlosen und den eliminatorischen Antisemitismus zu
exportieren. „Deutschland war und ist kein Sonderfall, sondern Modell und
Vorbild,...“, der Nationalsozialismus als Vorstufe und Durchgangsstadium
einer islamischen Bestimmung: „Der aktuellen moslemischen Berufung zum
Herrenmenschentum, wie sie im Koran nur angelegt ist, hat der deutsche
Faschismus die Stichworte geliefert und dadurch den Willen zur Vernichtung in
islamischen Gesellschaften erst richtig heimisch werden lassen.“ (Bahamas,
31.10.01)
In
ihrem instinktiven Bestreben die deutsche Vergangenheit abzuschütteln,
verlieren sie völlig den Verstand. Und was noch schlimmer ist, jegliche humane
Orientierung. 6 Millionen Juden umzubringen bedeutet für Bahamas „kein
Sonderfall“, sondern relativiert sich am „Willen zur Vernichtung in
islamischen Gesellschaften“. Selbst unterstellt es wäre so: Wille ist keine
Tat, und Möglichkeit ist keine Wirklichkeit, die Vernichtung der Juden haben
immer noch als singuläre Tat die Deutschen begangen, auch wenn Bahamas sich so
redlich-deutsch bemüht größere Verbrechen zu finden oder herbei zu
phantasieren.
Die
„Rückkehr in den Schoß der Familie“, was hier am Beispiel der
Bahamas
gezeigt wurde, ist kein Einzelfall. Das Ausmaß wird erst richtig ersichtlich,
wenn man bedenkt, dass solche Äußerungen auch von den bis gestern noch als
antideutsch/antinational selbstbezichtigten Gruppen, Zeitschriften und
Einzelpersonen haufenweise verbreitet oder selbst produziert werden (siehe
Leipziger CEE IEH,
siehe konkret,
siehe, siehe...).
Die
scheinbaren Gegensätze und z.Z. stattfindenden Scheingefechte zwischen den
Positionen sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille: Für diese Positionen
spielen die Gejagten keine Rolle. So schafft es konkret in ihrer letzten
Ausgabe (die laut eigener Redaktionsankündigung voll und ganz dem Anschlag und
seinen Folgen gewidmet ist), problemlos über Götter und die Welt zu reden –
nur über eins nicht: Über den Betroffenheitszustand der Republik und dessen
Folgewirkungen auf eine real (und nicht theoretisch) existierende Minderheit von
einigen Millionen Menschen in Teutschland, die als Freiwild stigmatisiert und
zum Abschuss freigegeben werden. Also, klare Verhältnisse!
Deswegen
ist mit uns nichts zu machen. Wir spielen nicht mit. Was wir allerdings machen
und weiterhin machen werden, ist dafür zu sorgen, dass die Jäger keine freien
Jagdreviere, sondern geschützte Gettos vorfinden, wo sie sich nicht über den
Zaun trauen werden. Es
bleibt also dabei: Bildet Gettos!
Also
im Westen nichts Neues. Wirklich nichts Neues?. Doch, eine erfreuliche
Nebenmeldung: „Nach dem Aufruf zur Waffenruhe, wünscht sich Arafat ein
Treffen mit Peres“. Diese
inzwischen ritualartig wiederholte Medien-Nachricht ist das einzige halbwegs
positive.
Mit
dem Anschlag erlitt der Flirt der USA mit Israels Gegnern (zum ersten mal seit
Jahren verzichtete die USA wiederholt auf ihr Vetorecht und ließ in wichtigen,
für Israel existentiellen UNO-Entscheidungen Israel fallen, d.h. verurteilen)
eine Bauchlandung. Aber auch bei den Europäern gab es eine Veränderung: Die
Begeisterung und Hoffnung des antisemitischen Europas auf ein Ende des
„Judenstaates“ wich der „Betroffenheit“ (d.h. die Angst vor einem
Treffen mit Selbstmordattentätern im Buckingham- oder Elysee-Palast, in
Berlin-Tiergarten oder im
Supermarkt wurde zur Gewissheit).
Somit
gewann Israel eine Atempause, d.h., es entsteht die Hoffnung, dass weniger
Schulbusse in die Luft gejagt werden, d.h., dass mehr russische
Einwanderer-Teenager die Discos wieder besuchen werden. Dies sind keine enormen
Veränderungen, allerdings angesichts der Ereignisse der letzten Jahren sind es
fast paradiesische Zustände. Nichtsdestotrotz
wäre all das zu verfrüht für Euphorien, denn es gibt kein Indiz für eine
Wende im Nahost-Konflikt oder gar eine Sicherheit für den „Zufluchtsort“,
eher ein Verschiebung des Abrechnungsdatums. Ansonsten ist die Welt auch nach
den 11.09. genau so wie sie am 10.09. war: Zu allem bereit.
Wir
konnten keine zusätzliche Erkenntnisse gewinnen, daher noch mal Auszüge aus früheren,
nach wie vor gültigen:
„Weltweit
erleben wir den Sieg des Wahns über die Vernunft. Die Zeichen stehen auf Sturm.
Es ist wahrlich das beste, was Deutschland passieren kann. Die
Nachkriegszivilgesellschaften sind auf antisemitischer Grundlage
wiederaufgebaut, ohne Abstriche (sie bloß kapitalistisch zu nennen, wäre eine
unzulässige Verkürzung).
In einer solch katastrophalen Konstellation hat das Land der Teutonen die besten
Chancen und Möglichkeiten, seine „historische Mission“ zu vollenden.
Begonnen hat es mit der sog. „Kristallnacht“, erreichte im Holocaust seinen
zivilisatorischen Höhepunkt. Jetzt geht es um die Erstürmung der „letzten
Bastion“, des Zufluchtsortes für die Übriggebliebenen, dem sie als Staat
keine Chance mehr geben wollen. Nirgends. Niemand. In der Zwischenzeit wird die
völkische Zucht – mittels solcher und anderer Angriffe auf Nichtdeutsche –
fortgesetzt. Was danach – nach Vollendung der „Mission“ – noch passieren
kann, geht uns inzwischen einen Scheißdreck an.“ (Aus: Joseph-Fälle,
12.03.2001)
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„Was
uns Angst macht ist nicht die Annahme, wir könnten falsch liegen, wir könnten
an der Seite von Nationalisten und Rassisten stehen (was zu erhoffen wäre, denn
das ist eine Frage der Einsicht der eigenen Fehler bzw. der eigenen
Blindheit/Dummheit), sondern, ob es tatsächlich so ist, dass wir in einer Welt
leben, in der das Verbrechen schon längst zum substanziellen Faktor der
Gesellschaftserhaltung geworden ist, in der Die Anderen nichts mehr zu suchen
haben, nirgends. In einer Welt, in der Du heute nicht weißt, welche Die Anderen
morgen sein werden. Denn Du stehst längst außerhalb des Prozesses, der
definiert, welche Die Anderen sind. Und ob diese Anderen leben dürfen, wie
lange sie leben dürfen, und wie sie zu leben und zu sterben haben, wird durch
dieser Prozeß der demokratischen Mehrheitsbildung, gemäß ihrer
Definitionsmacht über Menschenrechte, Nationalismus und Eßgewohnheiten
bestimmt.“ (Aus 6000,
Die Einsamkeit am Ende des Jahrhunderts, 09.06.1999)
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„Dieser
Vernichtungsdrang, Luxus für das Volk wie Adorno sagte, hält diese
Gesellschaft aufrecht, schweißt sie zusammen, er ist die Existenzgrundlage
dieser Gesellschaft. Und jetzt besinnen wir uns wieder zurück auf den Ursprung
und sagen nein, so geht es nicht weiter. Täglich passieren Morde von deutscher
Hand. Im Kosovo werden Serben, Roma und die wenigen Juden vertrieben, z.T. auch
umgebracht und das interessiert uns nicht. Uns interessiert auch nicht die
Unmittelbarkeit der Vernichtung, der Morde. Uns interessiert nur unser Platz in
dieser Gesellschaft, wie wir unseren Anteil davon bekommen. Wir haben erlebt,
dass es zum ersten mal seit dem die Bundesrepublik existiert, eine Situation
gab, in der eine Bevölkerungsgruppe verteufelt wurde. Sie ging auf die Straße,
sie machte hochexplosive Demonstrationen und alle haben sie im Stich gelassen.
Alle, vor allem auch die MigrantInnen. Auf einmal wurden überall Serbenfresser
gesehen. Auf einmal war es möglich eine Bevölkerung, die einem nicht passte,
zu eliminieren. Und da haben alle mitgemacht. Und an diesem Punkt haben wir
gesagt: so geht das nicht weiter. Also muß irgendwo ein Abschluss gefunden
werden...
Wir
plädieren für die Ghettobildung, als politische, persönliche und
gesellschaftliche Formation. Unter Ghetto verstehen wir einen Raum, wo man alles
daran setzen muß, um sich von dieser Gesellschaft abzugrenzen, absolut
abzugrenzen. Sonst hat man keine Chance.“ (Aus Köxüz-Interview,
06.02.2000).
Cafe
Morgenland/Fluchschrift, Ffm den 05.11.2001
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