Home
Dammbrüche*
Linksdeutscher Rückstau
Momentan platzen - eine nach der anderen - die jahrelang aufgeblähten
Luft(sprech-)blasen: Die radikalen Sprüche zu Bomber Harris, zur Bombardierung
von Dresden oder zur Entsendung von NATO-Schutztruppen nach Ossi-Land oder
ähnlich Unverbindlichem, entblößen sich als "Sprücheklopfen". Ohne Substanz,
Inhalt und Konsequenz, als Verbalradikalismus der abstoßendsten Sorte.
Was wir leider noch nicht geschafft, was wir aber trotz alledem immer wieder
gehofft haben, ist eingetreten und zwar ganz anders als wir es uns erträumt
haben ("Strafexpedition" nannten spöttisch die Linksdeutschen unsere Absicht).
Innerhalb weniger Tage wurde uns ein segensreiches Hochwasser mit noch
erfreulicheren Nachrichten beschert. Die "national-befreiten Zonen" wurden
überraschend und kurzerhand mit einer Soße überschwemmt, die der Farbe der
Gesinnung der dort lebenden Ossis entspricht: braun.
Ungebremst strömte, durch einen so genannten Rückstau, diese braune Kloake über
die Kloschüssel zurück zu seinem Ursprung, in die Ossi-Wohnstuben, an den
Ossi-Küchentisch, also urgewaltlich an jene Orte der rassistischen,
antisemitischen und spießbürgerlichen Palaverthings. Dort, wo die Kultur dieser
Population wächst und eskaliert. Dort, wo sie deutsch ist und wird. Dort, wo die
Bilder von abgefackelten Flüchtlingsheimen bejubelt und mit dem rassistischen,
aktivistischen Nachwuchs manch Bierfass auf erfolgreiches "Fidschiklatschen"
geleert wird. Dort, wo die Alten Hass und Neid predigen und jedes Kleinkind
schon innerlich zerfressen, moralisch ruiniert wird. Dort, wo der rassistische
Mord geplant und der Völkermord gedacht und gefordert wird. Ein Hochwasser, das
diese familiäre und nachbarschaftliche Infrastruktur des deutschen Grauens, für
einige Tage punktuell lahm legt, ist für uns alles in allem eine gute Nachricht,
Anlass zur Freude oder zumindest zur Schadenfreude.
Nicht so bei den so genannten Antideutschen, die den Verbalradikalismus auf die
Spitze trieben: Da sie an ihre eigenen Sprüche nie so recht geglaubt haben (war
dies doch lediglich eine Form, sich vom Rest der linksradikalen deutschen Szene
konsequenzlos abzusetzen, um trotzdem auf sie zu spekulieren) konnten sie den
Anlass der Freude auch nicht würdigen. Da der Ausgangspunkt ihres radikalen
Da(heim)seins ausschließlich die Befindlichkeiten der eigenen Person (oder
globaler - des eigenen Vereins) ist, konnten sie nicht begreifen was hier
geschah. So teilt uns dieser Tage die "Antinationale Gruppe Leipzig" mit, dass
sie sich ab jetzt "Karlheinz" nennt. Diejenigen, die vor drei Monaten in einem
Papier die Republik Tschechien noch mit dem Nazibegriff "Tschechei" belegten,
werden auch unter dem neuen Namen nie begreifen was Bomber Harris und die Mulde
oder Elbe gemeinsam haben.
Beispiel Grimma:
"Die Opfer stehen vorerst allein da. Zwar werden ihnen pro Haushalt bis 2 000
Euro Soforthilfe ausgezahlt, doch zur Deckung der Schäden reicht das in keinem
Fall. In Sachsen und Sachsen-Anhalt, den am stärksten betroffenen Gebieten, sind
Industrieanlagen, Innenstädte und Tausende Häuser und Wohnungen beschädigt, an
manchen Orten vollständig zerstört. Im sächsischen Städtchen Grimma, das bislang
nur die beschaulich dahinfließende Mulde kannte, stand das Wasser über drei
Meter hoch auf dem Marktplatz. Viele, die sich dort mit Krediten selbstständig
gemacht hatten, fanden nach dem Ablaufen des Wassers nur noch wertlosen Schutt
in ihren Geschäften und Restaurants. Die "paar Hundert Millionen Euro"
(Süddeutsche Zeitung), die die Bundesregierung im ersten Jahr für alle
Hochwassergebiete bereitstellen will, sollen vor allem in den Wiederaufbau der
Infrastruktur fließen. Was übrig bleibt, wird für viele Betroffene allenfalls
zur Tilgung der Kreditzinsen reichen. In Grimma begann man in der vergangenen
Woche bereits damit, alte, zum Teil gerade erst renovierte Häuser, die wegen der
Flutschäden einsturzgefährdet waren, abzureißen. Vielleicht wird die Stadt in
zehn Jahren wieder das sein können, was sie vor der Flut gerade erst geworden
war: ein Ausflugsziel." (Jungle World, 26.08.2002,)
Ein "Ausflugziel" für "lustige Musikanten" wie die der NPD, die im letzten Jahr
in Grimma zu ihrem Pressefest immerhin 1500 "Wandergesellen" mit Springerstiefel
begrüßen konnten. (Eine Steigerung gegenüber 200 Nazis am 1.Mai 1997.) Die
Skinheads in grün (nicht nur die Jäger) waren auch zahlreich präsent und sorgten
mit Prügel dafür, dass diese Ausflugsidylle nicht durch ein paar notorische "Antifa-Nörgler"
gestört wurde. Das ganze unter regem Beifall und Mithilfe der Eingeborenen, die
damals lustiger drauf waren. So auch der stellvertretende Bürgermeister und
Leiter des Flüchtlingsheims (PDS), der angesichts der dortigen
Asylbewerberunterkunft sicherstellen will, dass er seinen "christlichen Glauben
hier leben kann und nicht der Angst unterliegen muss, durch den Moslem
tyrannisiert zu werden." Asylbewerber fehle es an nichts, dafür "verführen sie
unsere deutschen Kinder mit Drogen und anderen Giften" und "führen ein fettes,
sorgloses Leben auf Kosten der hier lebenden Menschen".
Eine Hochwasserflut ist wohl das Geringste, was man Grimma an den Hals wünscht.
Beispiel Bad Schandau/Sebnitz
Stolz teilten die Sebnitzer nicht nur ihre erfolgreiche Spendensammlung mit,
sondern auch wofür die Spendengelder verwendet werden: für den Wiederaufbau des
von dem Hochwasser betroffenen Schwimmbades(!) des Nachbarkaffs Bad Schandau
(Know-how-Transfer auf Mobdeutsch).
Weil aber die JW die soziale Karte links ausspielen und den Mob rechts
einsammeln will, stören die paar Kleinigkeiten. Da werden deutsche Jagdreviere
zu "beschaulichen" Idyllen, die Jäger zu bedauernswürdigen Geschöpfen. Die
tatsächlichen Opfer aber, etwa die Flüchtlinge, die in diesen Gegenden
festgehalten werden, kommen darin überhaupt nicht mehr vor. Die linke
Verinnerlichung der "national-befreiten Zonen" ist so weit fortgeschritten, dass
ihnen zum Begriff "betroffene Menschen" Deutsche einfallen. Über den Zustand der
(diesmal zum Glück) wenigen Flüchtlingsheime kein Wort. Es interessiert
niemanden, weder die JW, noch die "Karlheinz"es, noch die deutschen
Antira-Gruppen, die doch sonst alles sammeln, was an Fakten und Zahlen gesammelt
werden kann: Die Orte der Flüchtlingsheime, die Anzahl der BewohnerInnen usw.
Obwohl man von den Beschäftigten eines Dienstleistungssektors, die nicht nur
finanziell von den Flüchtlingen abhängen, sondern auch im Bezug auf die
Ausgewogenheit des eigenen Seelenhaushalts auf sie angewiesen sind, etwas mehr
erwarten würde, wird von den Antira-Gruppen überhaupt kein Wort darüber
verloren, ob die Flüchtlinge evakuiert worden sind. Dafür liest und hört man
viel von den antirassistischen Camps, von Karawanen durch Thüringen usw. Es wird
auch kein Gedanke daran verschwendet, wo sie wieder einquartiert werden, wo es
doch klar ist, dass sie nicht am gleichen Ort untergebracht (weil sonst
umgebracht) werden können. Denn bekanntlich sind die Teutonen am gefährlichsten,
wenn sie sich als Opfer fühlen. Die überschwemmten Gebiete werden zu Mordgruben
während des "Wiederaufbaus"! Keine Spenden für unsere Killer!
Daher zum x-ten Mal langsam und von Vorne: Sie haben gemordet und verwüstet.
Minderheiten und ganze Bevölkerungsgruppen ausgerottet. Ganze Landstriche dem
Erdboden gleich gemacht. Jüdinnen und Juden in Zentral-, Süd- und Osteuropa
aufgespürt, um sie auf der Stelle umzubringen oder in den dafür eingerichteten
Todeslager zu vergasen, zu erschlagen, zu erschießen. Sie haben fast keine
Mordart ausgelassen. Sicher und beständig, Tag und Nacht. Sie haben eine riesige
Tötungsmaschinerie errichtet, betrieben und instand gehalten, massenhafte Täter
für massenhafte Tötung. Sie haben, ohne mit der Wimper zu zucken, über Leben und
Tod entschieden und gehandelt. Sie haben Menschen in "arbeitsfähige" und
"arbeitsunfähige", in "lebenswerte" und "unwerte" selektiert. Todesurteile.
Dieses Verhalten der Germanen wurde später als "singulär" charakterisiert.
Einerseits, um das absolute Unverständnis und andererseits die Hoffnung, dass es
einmalig bleiben soll, zum Ausdruck zu bringen. Für die allerdings, die das
Ganze verbrochen hatten, wurde es als Aufforderung zur Überwindung dieser
Singularität verstanden: Entweder durch "Schlussstrich ziehen" oder durch seine
Wiederholung.
Ihre Niederlage im Jahr `45 dauerte nicht lange. Die Forderung an diese
Population, die nächsten Tausend Jahre die Jüdinnen und Juden in Ruhe zu lassen
und die Schnauze zu halten, hat ebenfalls nichts gebracht. 45 Jahre danach waren
sie wieder Wer. Sie einigten ihre "geschundene", geteilte Heimat und zogen
wieder in die weite Welt, um die tödlichen deutschen Tugenden zu präsentieren.
Im Sudan und im Balkan, in Afghanistan und demnächst (wenn es nach ihnen geht)
im Nahen Osten.
Wir erleben seit einigen Jahren (genauer gesagt seit der Wiedervereinigung) den
geordneten Übergang von Masse zu Meute, von Programm zu Pogrom. Jegliche Form
und Art von so etwas wie Rücksichtnahme, Hemmungen, Moral oder Ethik (also von
Bändigungskonventionen der Mordlust) sind weggefegt worden, existieren nur durch
ihre Abwesenheit. War der Historiker-Streit der Balsam für den deutschen
Intellekt, so waren die Lichtenhagener Pogrome der Katalysator für den deutschen
Instinkt. Eins steht fest: Es gibt nicht den geringsten Grund, anzunehmen,
dass "Auschwitz oder ähnliches sich nicht wiederholt". Alle dafür notwendigen
Grundlagen und Elemente sind vorhanden.
Antisemitismus ist ab Auschwitz mit Vernichtungswahn gleichzusetzen. Da dies
anscheinend eine Radikalisierung/Revolutionierung der deutschen Gefühle und des
deutschen Treibens darstellt, ist er nur durch Reglementierung zu stoppen.
Dieser Vernichtungswahn ist zuerst bei den Deutschen ausgebrochen. Die
spezifisch deutsche, auf die Relativierung des deutschen Brauchtums abzielende
Diskussion, ob andere auch dazu fähig wären oder sind, dient ausschließlich der
Entlastung der Heimatverbliebenen. Fakt ist, die Deutschen sind die einzigen,
die dem Wahn einen (Vernichtungs-) Sinn gegeben haben. Viel zu vieles spricht
dafür, dass sie immer noch die einzigen sind, die diese Fähigkeit nicht nur
besitzen, sondern auch kultivieren. Auch wenn der Antisemitismus stets und
überall das Beständigste in dem deutschen Wesen ausmacht, bleibt dieses seinem
Grundsatz treu: Das eine zu tun ohne das andere zu lassen! Die Karslis dieser
Welt können sich vielleicht ändern: Die Walsers und Möllemänner niemals!
57 Jahre nach Auschwitz zog die linke Enkelgeneration im Jahr 2002 ebenfalls
mit: die einen Richtung Afghanistan, die anderen Richtung Israel. Seitdem
beschimpfen sie sich gegenseitig, streiten und werfen sich alles Mögliche an den
Kopf. Wir meinen zu Unrecht, denn es sieht nur nach Gegensatz aus. Sie liegen
inhaltlich näher beieinander, als sie wahrhaben wollen. Wäre es in der Tat so
gegensätzlich gewesen, hätten wir uns über diese hoffnungsstiftende
Polarisierung gefreut. Es wäre ja ein erster Schritt gegen die
volksgemeinschaftlich verfestigten Strukturen dieser Gesellschaft gewesen.
Leider ist dem nicht so. Im Prinzip sind sie sich einig. Bei näherer Betrachtung
kommt einer der üblichen innerfamiliären Streitigkeiten zum Vorschein. Je mehr
sie sich streiten und beschimpfen, umso stärker wird ihre Ähnlichkeit
ersichtlich. Zum Verwechseln ähnlich: "antideutsche" und
"linksradikale/autonome", Rassenkundler und Historiker, Koran- und
Talmud-Experten, Gruppen und ihre Therapeuten, Aktivisten und Passivisten,
Globalisierungs- und Lokalisierungsgegner, alles was an Differenzierungen
angeboten werden kann, ist zu einer endlosen, unüberschaubaren Masse verkommen,
die Wege nach ihrer Ausbreitung sucht und findet. Die mühsam aufgebauten Dämme
("Tabus", "Anstand" usw.) sind längst aufgeweicht, lassen eine ganze Menge an
braunem Dreck durch. Ja, sie sind gebrochen.
Eine der heftigsten, dammbruchähnlichen Wellen des antisemitischen und des
antiislamistischen Hasses, der Vernichtungsphantasien, -äußerungen und
-handlungen rollt zurzeit fast über den ganzen Blätterwald der linksdeutschen
"Zusammenhänge". Der Antiislamismus für die einen und der Antizionismus für die
anderen sind die Einstiegsdrogen zur Befreiung Teutschlands von der Last der
Vergangenheit. Der Kitt der Streithähne ist der gemeinsame Wunsch und die
gemeinsame Anstrengung, endlich mal Schluss mit der nationalsozialistischen
Scheiße zu machen. Heimatschutz auf Linksdeutsch.
Die Linksdeutschen haben keine Skrupel, im Kampf um den Oberhaupt-Posten in der
Familie alles zu relativieren, zu instrumentalisieren, zu entlasten. Die einen
suchen und forschen nach den Gründen für die seit über zehn Jahren laufenden
Pogrome und Anschläge in diesem Land im modernen Kapitalismus (und nicht in
Auschwitz - bloß keine Verknüpfung herstellen - selbst dann nicht, wenn das
Kollektiv sein Betreiben in der Schändung von jüdischen Friedhöfen und
Anschlägen auf Synagogen herausschreit) und die anderen wiederum sehen Auschwitz
nur als Blaupause, als Vorlage für die "eigentlichen" Nationalsozialisten (Islamisten,
Araber usw.). Oder noch konsequenter: Der Koran als Vorlage zu Hitlers "Mein
Kampf".
Und wie bei den Fischers dieser Republik (Balkanbombardierung wg. Auschwitz),
steht den eigentlichen Motiven nichts mehr im Wege: Ordinär-rassistische Sprüche
und Gefühle werden hemmungslos ausgebreitet. In solch geballter Form und
Offenheit, dass man sich fragen muss, wie sie dies all die Jahre aushalten
konnten! Insofern stellt der 11. September ein Befreiungsmoment der angestauten
völkischen und rassistischen Gefühle dieser linksdeutschen Sorte dar.
Kriegsgeschrei überschattet jeden humanitären Ansatz. Und weil sie immer noch
auf die Szene spekulieren, weil sie ein wenig davon ahnen, welch reaktionären
Mist sie verbraten, was heißt, dass sie nicht weniger als einen Krieg an die
Leute bringen wollen, erzeugen sie akrobatisch formulierte Abstraktionen, die an
Lächerlichkeit ihresgleichen suchen. Eine Kostprobe: Mit der US-Invasion in
Afghanistan sind " die Bedingungen der Möglichkeit für emanzipatorisches Denkens
in Afghanistan" (als würde dieses Null-Summen-Spiel nicht schon reichen, wird
nachgeschoben: "im Verhältnis zur Taliban-Herrschaft") geschaffen worden.
Einzigartige Definition der leeren Menge!
Und die andere Seite? Sie haben auf einmal ihr Herz für "die Araber", für die
als "Islamisten" Bezeichneten, für die rassistisch Angegriffenen entdeckt! Haben
sie es tatsächlich? Wohl kaum. Lange vor dem 11. September, seit fast 4 Jahren
wütete in einem Teil des linksdeutschen Blätterwaldes die antiislamistische
Hetze. Von "17 Grad" bis hin zu "Konkret", "Bahamas" und wie sie alle hießen
oder noch heißen. Damals schon wurden alle Register gezogen: Fetischismus
(Kopftuch), Rasiermesser (Bärte), Kleiderordnung (Turban) usw. Der Versuch
einiger MigrantInnen-Gruppen diese gefährliche Entwicklung zu thematisieren, ist
kläglich gescheitert. Warum jetzt auf einmal diese Empörung? Bei genauerem
Hinsehen, wird ersichtlich, dass etwas dazu gekommen ist. Der "Ehrencodex" der
Familie wurde verletzt: Ein Teil der Verwandtschaft griff den anderen Teil an,
indem er ihn des Antisemitismus/Antizionismus bezichtigte usw. Und noch
schlimmer: jener erhob Anspruch auf Revier-Anteile!
Die einen haben den Koran von vorne bis hinten (genauer gesagt vorne und hinten)
gelesen und sind zu Koranexperten geworden. Die anderen machen sich an
demographische und geographische Arbeiten, sie erforschen die israelische
Gesellschaft, selektieren nach "guten und schlechten Juden" (Sharon, Israelische
Regierung, Siedler vs. israelische Friedenbewegung, Kriegsdienstverweigerer
usw.) und - je nach Lager-, umgekehrt, studieren die in Israel veröffentlichten
Sichten und Ansichten, lesen sorgfältig die passenden Bücher und bauen ihre
Argumentationslinie aus. Bei diesen Forschungsarbeiten gehen beide Lager nach
exakt abgestimmten Grundlagen/Auswahlkriterien vor: Feige und mit einem alten
Trick: Anstatt die eigene Meinung zu äußern, "borgen" sie sich die von als
"unanfechtbar" Geltenden. In Betracht kommen nur Jüdinnen und Juden, die
geeignet sind (unabhängig also von der Inhaltsbewertung), um a) die
Authentizität der "geliehenen" Meinung sicherzustellen und b) vor allem hinter
dieser Meinung die eigene zu verstecken. "Daß es auch anders geht, hat z.B. eine
neue Generation von HistorikerInnen in Israel bewiesen, die mit ihren
Forschungsarbeiten ab Mitte der 80er Jahre einige zentrale zionistische
Erzählweisen in Frage stellte" schreibt W. W. in "antideutsche Kriegsführung".
Er meint: Juden sind "Märchenonkel", der Rest sind "HistorikerInnen". Konsequent
von einem, der sich bis heute weigert, einige zentrale deutsche
antifaschistischen Mythen in Frage zu stellen, einer der sich bis heute weigert
den Unterschied zwischen Faschismus und Nationalsozialismus wahrzunehmen, also
bis heute die "Erzählweisen" seiner linken Vorfahren nicht in Frage stellt.
Konsequent weitergedacht von einem, der während des Golfkrieges seinen
antisemitischen Ressentiments vollen Lauf ließ (siehe www.fluchschrift.com/lupus.htm).
Ähnlich die "Antideutschen": Die Leipziger Gruppe "Karlheinz" behauptet
knallhart, dass "in Auschwitz Wert vernichtet wurde". Darauf sind sie selbst
nicht gekommen, das haben sie bei anderen, z.B. den Bahamas abgekäst.
Bekanntlich ist die Wiederholung eine Farce, vor allem dann, wenn die Vorlage
schon ein Flop war. Andere behaupten diesen Quatsch auf Veranstaltungen, wie
Stephan Grigat an der Frankfurter Uni, was die Sache nicht richtiger, sondern
nur dummbreiter macht. Obwohl er mit dieser Meinung übereinstimmte, gab er sie
"natürlich" als Meinung von "Unangreifbaren" (Postone) wieder.
Um es richtig zu stellen: Solche Sprüche sind im allgemeinen Vulgärmarxismus und
im Deutschspezifikum (wenn also teutsche solche Sprüche klopfen)
Vernichtungsvorboten: In Auschwitz sind nicht irgendwelche Werte (Gebrauchs-
oder sonstige), sondern Millionen Menschen, Millionen Individuen,
keiner gleich dem anderen, vernichtet worden. Gegen diese Vernichtung spricht
das einzig richtige Argument, das Argument gegen die Vernichtung von Menschen.
Aber für den Theoretiker des "Werts, der in Auschwitz vernichtet wurde", sind
die ermordeten Menschen das Material, die Objekte ihrer theoretischen
Selbstbespiegelung. Zudem eitle, ekelhafte Versuche, durch vulgärmarxistische
Schachtelsätze (alle sind ständig auf der Suche nach dem Verb) "dabei" zu sein.
Selbst banale Diskurse enden in Vernichtungsgedanken. Jüngstes Beispiel:
Bekanntlich - dank Internet - sind Foren der verschiedenen Portale (insbesondere
der linken) der beste Ort, um die (links)deutsche Volksseele in ihrer Reinform,
ohne Verziehrungen und Rücksichtsnahmen ertragen zu müssen. Die gebotene
Anonymität und die dargebotene Möglichkeit - ohne Angst vor Gesichtsverlust -
sich in den Mittelpunkt zu stellen, sprengt jegliche Zurückhaltung. Es wird
alles ausgekotzt, was ansonsten in der Szene nur hinter vorgehaltener Hand
geplaudert wird. So auch jüngst im Sinistra-Forum in Frankfurt. Jemand hatte
(anlässlich eines antisemitischen Angriffes im Exzess) nach der über 10 Jahre
zurückliegenden Auseinandersetzung zwischen Exzess-Gruppen und CM nachgefragt.
Diese berechtigte Frage funktionierte just wie eine Zündschnur. "Linksradikale"
Kämpfer kotzten all das aus, was sie 10 Jahre nicht öffentlich sagen "durften".
Die Diskussion war eine Mischung aus Seelenstriptease, Sozialneid und
Vernichtungsgedanken. Nicht einmal mit dem Wunsch, CM abzuschießen hielten sie
sich zurück: "... und selbst das werdet ihr noch stolz aus euren Schützengräben
funken".
Wenn beide Seiten, einen Bruchteil ihrer "Forschungsarbeiten" auf die eigenen
Familien konzentrieren würden, wenn beide Seiten, das gut behütete
Familienalbum, die gut versteckten Familienbriefe von der Front, die Geschichten
und Taten ihrer Großeltern und Verwandtschaft, die Geschichte ihrer Gemeinde,
ihres Stadtteils, die Eintragungen in das Grundbuch wg. damaliger
Eigentumsverhältnisse usw. studieren würden, würden sie sich wundern, a) was sie
für nationalsozialistische Exemplare entdecken würden (dann könnten sie die
Reise nach Morgenland sparen) und b) hätten sie so viel zu tun, dass sie
zumindest in den nächsten 10 Jahren "die Israelis", "die Juden", "die Araber",
"die Islamisten" in Ruhe lassen würden.
Aktuell befindet sich die deutsche Linke in einer "Selbstfindungsphase". Sie
steht vor dem Dilemma antiislamistisch (dann heißen sie "antideutsche", "antidschihadisten")
oder antisemitisch (dann heißen sie Antizionisten) zu sein. In beiden Fällen
berufen sie sich auf Israel. Die einen, indem sie Israel mit Aggressor, Besatzer
oder gar mit Nazis gleichsetzen, und die anderen, indem sie den Vernichtungswahn
der Deutschen bereits bei den "Islamisten" entdeckt zu haben glauben. Je nach
Lager, zum Schutz der Palästinenser oder der Israelis. Vor so viel edlem
Rittertum können sich weder die Palästinenser noch die Israelis retten. Diese
Linken benehmen sich wie konkurrierende Erbschleicher. Anstatt einmal, ein
einziges Mal inne zu halten, nehmen sie den Mund so voll, dass sie den Anschein
erwecken, die Politik in Israel bzw. im Nahen Osten würde von den Deutschen
bestimmt. Ausgerüstet mit so viel und so edlen moralischen Imperativen (immerhin
ein Volk zu retten verlangt schon einiges, sie versuchen sogar zwei Völker zu
retten!) gibt es dann bekanntlich kein Halt mehr: Die einen verlangen
Bombardierung von "islamistischen" Zentren und Ländern, die anderen nennen das
Tragen der israelischen Fahne (oder das Erscheinen des David-Sterns) als
Provokation (genau so, wie sie immer das Tragen der nicaraguanischen, der
kubanischen, der kurdischen Fahne oder des schwarzen Sterns (nie) als
Provokation bezeichnet haben). "Allzu oft wird eine antideutsche Provokation wie
zum Beispiel ein Plakat im Frankfurter FH-Asta: ‚Lange lebe Israel' oder eine
israelische Staatsflagge auf einer Anti-Kriegsdemonstration in Düsseldorf mit
Reaktionen beantwortet, die den antideutschen ‚Opfern' Zutritt zu einer
imaginären Diaspora gewähren" (W.W,. "Antideutsche Kriegsführung"). Als
notorischen Antisemiten stört ihn nicht die antisemitische Tat, sind Opfer in
Anführungsstrichen bekanntlich selber schuld und kommen als Provokateure immer
zu gut dabei weg. Die "Reaktionen", die LUPUS für adäquat hält, teilt uns W.W.
nicht mit, aber wir können sie ahnen.
Wenn jemand wagt, eine Selbstverständlichkeit zu fordern, z. B. - unabhängig von
den Widersprüchen der israelischen Gesellschaft - solidarisch zu Israel zu sein,
dann ist es eine Unverschämtheit, ein Ding der Unmöglichkeit, ein "Amoklauf".
"Wurde bisher immer noch der Eindruck erzeugt, es handle sich um einen Krieg der
westlichen Zivilisation gegen die islamische Barbarei, wird dieser Eindruck
durch den aggressiven Wortschwall getilgt. Alles, was Israel ins Recht setzt,
wird durch diese Rede zum bloßen Vorwand degradiert. Wer so redet, will nicht
den Frieden, auch nicht für Israel. Das Bild von Israel, das hier an die Wand
gemalt wird, unterscheidet sich nicht von der schlimmsten Verteufelung, bloß,
daß sie gerechtfertigt wird. Die Logik ist fatal: Wenn man aus der Geschichte
ableitet, daß Israel alles darf, kann man aus der Geschichte ebenso ableiten,
daß die Palästinenser alles dürfen. Wenn eine "schlechtere Einstellung zu
Minderheiten" akzeptabel ist, sind auch Terroranschläge von
Selbstmordattentätern gegen Zivilisten akzeptabel" (antideutsch ist amokdeutsch,
Trend onlinezeitung 7-8/02). So schrieb die linksradikale Seele anlässlich des
CM-Beitrags in der Berliner Demo "Solidarität mit Israel".
Hier findet sich eine bewusste Verdrehung der CM-Aussage ("Solidarität mit
Israel unabhängig davon ob Israel die richtige Staatsform hat oder nicht,
unabhängig davon ob die israelische Gesellschaft die richtige Einstellung zu
Minderheiten hat oder nicht"). D.h., dass auch dann, wenn ein Deutscher nicht
mit der Staatsform, Politik oder Gesellschaft Israels einverstanden ist (was
seine freie Entscheidung bzw. Bewertung impliziert), trotzdem solidarisch sein
muss. Dies war aus dem Zusammenhang unmissverständlich zu erkennen. Von
niemandem wurde die eigene Bewertung oder Kritik verboten. Dies reiht sich ein,
in die übliche Hysterie "wir dürfen Israel nicht kritisieren".
Aber damit nicht genug. Der Autor folgt der Tradition seiner Population und
versucht eine Relativierung von Auschwitz "durch die Hintertür" vorzunehmen: Er
setzt Auschwitz mit dem Leiden der palästinensischen Bevölkerung gleich. Dann
leitet er (und nicht "man") die sein Wunsch entsprechende Konsequenzen (eine
Mischung aus Erpressung und Kuhhandel) daraus: dass er nur dann bereit ist die
Mordanschläge zu verurteilen und zu kritisieren, wenn er auch Israel kritisieren
darf. Drunter geht's nicht. Auf einen solchen Kuhhandel lassen wir uns nicht
ein. Es bleibt dabei: Deutschland halt´s Maul (forever!). Wie es aussieht, kann
man den Linksdeutschen alles reglementieren, nur eins nicht: Israel in Ruhe zu
lassen!
Auch für die deutsche linksradikale Szene ist nach dem 11. September 2001
"nichts mehr so, wie es war". Endlich haben sie das Vehikel gefunden, sich um
den Vernichtungsdrang der deutschen Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr zu
kümmern. Sie haben neue Feindbilder gefunden: Islam und Israel.
- Während Deutschland (Mob und Regierung) nach dem Hochwasser (Naturkatastrophen
sind in Deutschland scheinbar die einzigen Bündnispartner) mit Unterstützung,
Spendensammlungen, Benefizkonzerte und zu allerletzt Fernsehsendungen zum Dank
an die Katastrophenhelfer (Wir haben auch unseren 11. September !) den Notstand
und die Volksgemeinschaft probt;
- während der ostdeutsche Mob mit der bekannten Mischung aus Gejammere und
Drohung, Genöhle und Unverschämtheit ("Alles kaputt, aber wir wollen Cash, keine
Kredite", Bürgermeister von Grimma), d.h. zu einem Zeitpunkt, der selten so
günstig war, die deutsche Besonderheit gegenüber dem Rest der Welt, zum Thema zu
machen,
- während in Algermissen/Hildesheim ca. 50 Mob-Heimer, Jung und Alt, ein
Flüchtlingsheim überfallen, eine Stunde lang die Flüchtlinge terrorisieren,
mehrere verletzen, die Polizei macht- und willenlos dem Treiben zuschaut (die
Knarren, die bei MigrantInnen schnell gezogen werden, bleiben im Halfter),
während also vor der eigenen Nase wie immer der antirassistische und
antisemitische Mob tobt, lädt in Berlin eine Ansammlung von deutschen
LinksMicheln zu einem antiislamischen Kongress ein. Nach dem Motto "am deutschen
Wesen soll die Welt genesen". Sozusagen die linkdsdeutsche Variante zu Fischers
"Nahost-Vermittlungspolitik".
Das Thema "Die Anschläge, Ursachen und Folgen" meint nicht den zehnten Jahrestag
der Brandanschläge in Rostock, die Brandanschläge in Mölln oder Solingen, den
aktuellen Brandanschlag auf die Gedenkstätte Sachsenhausen, meint nicht die
täglichen Anschläge auf MigrantInnen in ganz Deutschland. In der Vergangenheit
bekennende Linksradikale legen sich auf dem Markt der linken
Eitelkeiten neue Etiketten zu, weil sie sich nun dem allgemeinen Mainstream
absolut unterworfen haben. Günther Jacob nennt sich jetzt "Hamburger Autor",
Mathias Küntzel bezeichnet sich jetzt als "Hamburger Journalist", wobei die
Differenz von Autor zu Journalist vielleicht ein Thema für einen neuen Kongress
hergibt.
Was bspw. Mathias Küntzel dort sagen würde, ist klar: er wird wieder seinen
antiislamischen Ressentiments freien Lauf lassen: "Selbstverständlich müssen die
amerikanische und die britische Politik weiterhin kritisiert werden. Jedoch
nicht deshalb, weil sie die Dschihadisten verfolgt, sondern weil sie diese nicht
zielgenau und konsequent verfolgt." (Konkret, 11/01) Und Günther Jacob wird mit
ihm auf dem Podium sitzen, wie damals auf dem KONKRET-Kongress neben dem
Rassisten Türcke, der nur mal so über Rassen und Hautfarben diskutieren wollte.
Immer schön den Diskurs am Köcheln halten, damit niemand auf die Idee kommt,
dass es außerhalb der heiligen Hallen linksradikaler Kongresse auch noch ein
härteres Leben in Deutschland gibt.
Das ist der Stand im Jahr 2002 in Teutschland!
Und der Staat Israel? Es sollte eigentlich genügen, den alten guten Gromyko zu
zitieren: "Was den jüdischen Staat betrifft, so ist seine Existenz bereits ein
Faktum, das gefalle oder nicht ... die Delegation der UdSSR kann sich nicht
enthalten, ihr Erstaunen über die Einstellung der arabischen Staaten in der
palästinensischen Frage auszudrücken. Ganz besonders sind wir überrascht zu
sehen, dass diese Staaten oder zumindest einige von ihnen sich entschlossen
haben, militärische Maßnahmen zu ergreifen mit dem Ziele, die nationale
Befreiungsbewegung der Juden zu vernichten. Wir können die vitalen Interessen
der Völker des Nahen Ostens nicht identifizieren mit der Erklärungen gewisser
arabischer Politiker und arabischer Regierungen, deren Zeugen wir jetzt sind".
(Rede von Andrej Gromyko, 1948 vor der UNO). So sprach in trockener,
diplomatischer Sprache der damalige Außenminister der UdSSR, als die SU noch die
Trümmer des Krieges aufräumte, als also die Erinnerung an die Gräueltaten der
Deutschen gegen die jüdischen und nichtjüdischen Bürger der SU noch ganz
lebendig waren und die antifaschistischen Ideale den Krieg überstanden hatten.
Es bleibt auch an uns, dafür zu sorgen, dass Israels Existenz "ein Faktum"
bleibt. Dies geht nur und ausschließlich durch die Reglementierung/Zerstörung
der antisemitischen Brut und niemals durch die Verteufelung bzw. rassistische
Zuschreibungen von anderen. Dies ist der beste Garant für die Sicherung seiner
Existenz. Bis dahin wird er - leider - auf seine militärischen Strukturen
angewiesen sein müssen. Und auf die Weltmacht USA.
Apropos USA: Sie ist weder pro-arabisch noch pro-israelisch. Sie war und ist
pro-USA. Die heutige Weltkonstellation und die - noch vorhandene -
Israel-Unterstützung von Teilen der US-Gesellschaft bieten keine langfristige
Garantie für die Existenz Israels. Diese Konstellationen können zu jedem
Zeitpunkt - wenn die US-Interessen es erfordern - umkippen. Dieser Widerspruch,
die US-Aggression, wo sie auftritt zu widersprechen und gleichzeitig den
US-Schutz für Israel gut zu heißen, zeigt nur eins: Den katastrophalen Zustand
dessen, was als Links bezeichnet werden kann bzw. das Fehlen jeglichen Ansatzes
einer emanzipatorischen Bewegung die den Namen verdient, die diese Rolle
übernehmen kann. Solange also nichts in Sicht ist und die weltweite linke
Bewegungen den antisemitischen Rausch verfallen sind, werden wir mit diesem
Widerspruch leben müssen. So lange wie dieser Zustand das Beste für Israel ist.
Man kann durch Aufklärung, durch Erziehung, durch gute Vorträge und
Diskussionen, durch noch bessere Appelle versuchen, die antisemitischen Exzesse
zu stoppen. Allerdings mit ungewissem Ausgang.
Wir halten es lieber mit Woody Allen, der auf diese Fragestellung antwortete:
"Ich bevorzuge Baseballschläger".
Café Morgenland und Fluchschrift
Ffm, 07.09.2002
*) Vorabdruck aus der Zeitschrift "6000"
Zum Seitenanfang
|