Noël Martin lebt in Edgbaston, einem Stadtteil von Birmingham. Als
Bauarbeiter arbeitete er leider auch mal in Deutschland, genauer: auf
ostdeutschen Baustellen. Bis zum Juni 1996.
Als die Beschimpfung "Nigger" nicht mehr ausreichte, ging der Mob in
Mahlow (Brandenburg) zum Angriff über. Noël Martin und zwei Freunde saßen
in ihrem Auto und wurden durch die Stadt gejagt. Ein Stein in die
Heckscheibe und ein Baum brachten das Auto gewaltsam zum Stehen. Seitdem
ist Noël Martin querschnittsgelähmt.
Ein Montageschlosser und ein Maurerlehrling wurden zu acht bzw. fünf
Jahren Haft verurteilt. Mittlerweile sind sie wieder auf freiem Fuß und
gehen wieder ihrer Arbeit nach. Deutschland liebt und braucht Wert- und
Facharbeit.
In der Schweiz will Noël Martin in einigen Monaten sein Leben durch eine
Gift-Spritze beenden lassen. „Sie haben mir alles genommen, mein
Privatleben, meine Würde, alles.“ (siehe auch:
Fluchschrift.net)
Der politische Arm des ostdeutschen Mobs mob-ilisiert gegen den G8 Gipfel.
Im Gegensatz zu den Linksradikalen haben die Nazis ein Gespür für
historische Daten. Am 8. Mai (Tag der Kapitulation Deutschlands) eröffnete
die NPD auf einer Veranstaltung in Berlin die Kampagne gegen den
G8-Gipfel."Gestern eine Niederlage. Heute eine Chance. Morgen ein Sieg"
lautet ihre politische Stoßrichtung. Dazu Aufrufe im klassischen
Antiimp-Jargon und bester antikapitalistischer Gewerkschaftstradition:
"Nein zum G-8-Gipfel - für eine Welt freier Völker", "Zukunft statt
Globalisierung - Arbeit für Millionen statt Profit für Millionäre",
"Globalisierung stoppen - Kapitalismus abschaffen!"
Schon vor Jahren hat die NPD ihren Führungsanspruch bekundet: „Wir werden
uns an die Spitze einer neuen deutschen Friedensbewegung und aller
Globalisierungsgegner stellen" (Parteichef Udo Voigt).
Und dies gelingt ihnen zusehends. Die verhärteten Fronten werden
aufgebrochen:
„Auch wenn wir als Verfasserinnen dieser Einladung aus dem linksradikalen
Spektrum kommen, wollen wir an diesem Tag zusammen mit allen aktiv werden,
die wie wir ihre Wut auf die Verhältnisse den Verantwortlichen am G8-Tisch
zeigen wollen“(aus: Die Sternmarsch-Vorbereitung des dissent!-Netzwerkes)
*
Im Jahr der Deutschen (1989), als die hiesige
Population sich wiedervereinigt, wieder gefunden hatte, als die Brüder und
Schwestern – insbesondere in dem ostzonalen Bereich – nach Jahren der
zwangsweisen Abstinenz die Früchte der wiedergewonnenen Freiheit genießen
durften, fing es an im deutschen Lande für Migranten und Flüchtlinge
gefährlich zuzugehen, mit Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime
(Hoyerswerda, Lichtenhagen, Schönau usw.), mit Auslöschung von ganzen
Familien (Solingen, Mölln...), mit Angriffen auf „Undeutsche“, mit
Verbrennungen von „Negern“ und „Kanaken“ (Lübeck in der Grevesmühlener
Nachbarschaft) oder von libanesischen Kindern (Hünxe), mit
volksfestartigen Pogromen gegen Roma und vietnamesische Familien
(Lichtenhagen in Rostock). Das deutsche Treiben eskalierte seit dem
besagten Jahr über 150.000-mal mit über 140 Toten. Allein im Jahr 2005
waren die „rechtsextremistische Straftaten“ (Polizeijargon) auf 15.000
angestiegen. Letztes Jahr erreichten sie die inflationäre Zahl von 18.000.
Und mitten drin, im Eldorado der teutonischen Gewohnheitstriebe, das Land
Mecklenburg-Vorpommern, eine küstenreiche, landschaftlich reizvolle und
idyllische Gegend: „Gruselige Ostseeküste: Wenn die rechtsextremen „Jungs
und Mädels“ sich „austoben“ auf der Insel Usedom und an
Mecklenburg-Vorpommerns schöner Ostseeküste, dann kleben sie nicht nur
rechtsextreme Plakate und Aufkleber, singen "Landser"-Songs am
Strand-Lagerfeuer, treffen sich zu Aufmärschen und Demonstrationen,
schreiben rechtsextreme Schülerzeitungen, Internetseiten oder die Postille
„Der Inselbote“ mit rassistischen, nationalistischen und revisionistischen
Hetzparolen voll. Wenn sie sich richtig „austoben“, gehen sie Asylbewerber
aufschlagen oder alternative Jugendliche. Im schlimmsten Fall traten sie
einen Obdachlosen tot, weil sie fanden: „Asoziale Landstreicher passen
nicht in die Gesellschaft“ (passiert im Juli 2000 in der als ‚Kaiserbad’
berühmten Touristenhochburg Ahlbeck).“(aus: „Mut gegen rechte Gewalt“)
Misstraue der Idylle, sie ist ein Mörderstück (André Heller).
Die kulturelle Hegemonie von rechts ist gesetzt. Längst hat sich das
spontane jugendliche „Austoben“ und die einst ungelenke Form des
Bürgerzusammenschlusses vor Ort eine rechte ideologische und
organisatorische Infrastruktur geschaffen. Die national befreite
Zonenideologie ist Praxis in großen Teilen Ostdeutschlands, "wo sich kaum
noch jemand hintrauen kann, der auch nur ansatzweise ausländisch, oder was
man dafür hält, aussieht", schreibt Forums-User "Pacific". Sein Onkel, ein
eingebürgerter Deutscher, habe bei einem Auftrag seiner Firma im Osten das
Hotel nach 18 Uhr nicht ohne Begleitung verlassen dürfen. "Auch seine
japanischen und amerikanischen, genauso wie dunkelhäutige holländische und
britische Kollegen mussten sich an diese Sicherheitsanweisung halten, da
die Firma das freie Herumlaufen ihrer ausländischen Mitarbeiter für
lebensgefährlich hielt. Internationale Großkonzerne haben schon seit
Jahren diese hausinterne policy." (aus Spiegel-Online). Wenn Flüchtlinge
dorthin gebracht werden, wird drohend auf die Hauswände die jüngste
Erfahrung gesprüht: »Lichtenhagen! Solingen! Mölln! Wolgast?«
Wir sprechen von den Aufständischen in Grevesmühlen und Lichtenhagen, in
Goldberg und Wismar, in Ahlbeck und Usedom, in Freiberg und
Neubrandenburg, in Ueckermünde und Rügen und in vielen, sehr vielen
anderen kleinen und großen Ortschaften, wo das Deutschsein wächst und
eskaliert, wo der rassistische und antisemitische Angriff gedacht,
gefördert, vollzogen und gewählt wird. Die NPD erreichte bei den letzten
Landtagswahlen manchenorts traumhafte 12%, 13% oder 18% der Stimmen und
zog mit 7 Komma paar Skinheads Prozent ins Schweriner Landesparlament ein.
All das ist lokal und global bekannt – wer erinnert sich nicht an den
weltweiten medialen Erfolg eines Sohnes dieses Bundeslandes, den
Lastwagenfahrer aus Rostock, der vor all zu viel Begeisterung (oder
„innerem Reichsparteitag“, wie die Alltagsdeutschen zu sagen pflegen) im
Anblick des brennenden Heimes der Vietnamesen in Lichtenhagen die
automatische Armerhebung vollzog und in seine Jogginghose pisste, die er
unter dem Schwarz-Rot-Gold-T-Shirt trug.
Dort mobilisieren jetzt sowohl die Neo-Nazis als auch die linken Gegner
des G8-Gipfels. Somit entsteht eine bilderbuchmäßige Situation, wo die
begehrte Braut (rassistischer Mob) von beiden Lager für Heiligendamm
(neben Bad Doberan) umworben wird. „Die Gemeinde Bad Doberan in
Mecklenburg-Vorpommern hat Adolf Hitler nach 75 Jahren die
Ehrenbürgerschaft aberkannt. Der Bürgermeister hofft nun auf ein Ende der
Diskussionen vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm“. Nun können die
Linksdeutschen auch dort bedenkenlos mit den regionalen Neo-Führern
mobilisieren bzw. ihren Gottesdienst am 3.6. abhalten.
Die Linke trommelt mit rührseligen Parolen, die bis vor einigen Jahren
jeden Linksradikalen den Kopf schütteln ließen (heute wird mitgemacht):
„Für einen schnellen und radikalen Wechsel zu den erneuerbaren Energien.
Zusammen mit einer deutlichen Erhöhung der Energieeffizienz und der
Umstellung auf ein nachhaltiges Wirtschaften können nur so ein
gefährlicher Klimawandel und weitere Kriege um Öl- und Gasreserven
verhindert werden“. (aus: Zentraler Aufruf, 26.2.2007)
„Eine Einladung an alle, die sagen: "Ya basta! Es reicht! Eine andere Welt
ist möglich!" Eine Welt der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit, der
gleichen Rechte aller, des Friedens. Heiligendamm wird ein Anfang sein.
Unser Anfang.“ (aus: www-heiligendamm2007.de, Rostock, 15. April 2007)
Diese Drohung, dass dies erst ihr gemeinsamer Anfang ist, ist durchaus
erst zu nehmen.
Sie wollen die Statistiken der antisemitischen und rassistischen Angriffe
nicht kennen, aber die apokalyptischen Reiter der Biologie-Statistik beten
sie herunter:
„Wir alle kennen die erschreckenden Statistiken: eine Million Arten werden
bis 2050 ausgestorben sein, seit 1980 wurden 19 der 20 wärmsten Jahre
registriert, Grönland und die Antarktis schmelzen, Dürre,
Überschwemmungen, Hungersnöte.“ (aus: dissent!). Bekanntlich schmelzen bei
solchen Botschaften die Gefühle der deutschen Arten- und Naturliebhaber
schneller als Antarktis und Grönland zusammen. Dabei wird das starke,
mobilisierende Gefühl vermittelt, eine Schicksalsgemeinschaft anzugehören,
die umzingelt wird – und zwar global (wie immer) - von Industrie-Abgasen,
Jahrhundertflut und Ozonloch, die die heimische Artenvielfalt und die
deutsche Wälder zerstören… exakt bis zum Nostradamus-light-Jahr 2050. Eine
krude Endzeitstimmung (Klimawandel, Hühnerwahn und Rindergrippe oder
Busverspätungen).
Und damit niemand übersehen kann, dass all das in Deutschland stattfindet,
werden die üblichen gruppentherapeutischen Maßnahmen ergriffen:
„Seminarreihe März bis Mai 2007: "…Was ist überhaupt unter dem Begriff
Globalisierung alles zu verstehen? Wer profitiert bisher und wer sind die
Verlierer? Kann es jeden treffen – also auch mich? Oder ist jeder seines
eigenen Glückes Schmied? Was kann ich schon tun? … Wir freuen uns auf
jeden kritischen Seminarteilnehmerin, entweder zu einem speziellen Abend
oder als interessierte Begleiterin. Intensiv-Workshop + Aktionstraining“ (Attac
Dresden)
oder die Simultan-Prügel-Variante: „...Dafür ist es wichtig, dass sie
verschiedene Aktionsformen kennen lernen, darüber reflektieren und sie
durchführen können. Ein Aktionstraining, um verschiedene Blockadeformen zu
üben, sowie hilfreiche praktische Tipps und juristische Infos runden
diesen Workshop ab.“ (www.blockaid.org)
Während die außerparlamentarische Bewegung sich in den jeweils geeigneten
Protestformen für den großen Showdown übt, „entlarvt“ die parlamentarische
Linke ihren antikommunistischen und antikapitalistischen Reflex, um das
Ost-Klientel zu bedienen:
"Im Namen der Sicherheit der ›freien Welt‹ ausgerechnet in der ehemaligen
DDR ein solches Sperrwerk zu errichten, ist entlarvend“ (Ulla Jelpke,
Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag).
Andere wiederum üben sich in obskurer Logik, um ideologische
Bauchschmerzen zu verdrängen und den Drang nach Mitmachen zu
rechtfertigen: „Den Deutschlandgipfel der G8 zum Anlass für radikale
Gesellschaftskritik zu nehmen, bedarf der zweifachen Rechtfertigung. Gegen
die kritischen Kritiker allen globalisierungsbewegten Protestes gilt es
den bürgerlichen Standpunkt stark zu machen: Gerade weil die
Regierungschefs, die in Heiligendamm zusammenkommen, sich selber als
Repräsentanten einer Volkssouveränität begreifen, ist folglich der Protest
des „Volkes“ gegen solche Treffen eine völlig legitime Angelegenheit. Rein
formell ist er weder a priori reaktionär noch latent antisemitisch sondern
vollzieht sich in Gänze innerhalb eines bürgerlichen Paradigmas.“
(autonome antifa (f), Dez. 2006).
„Rein formell“ ist das Ganze „weder a priori reaktionär noch latent
antisemitisch sondern vollzieht sich in Gänze innerhalb eines“
volksgemeinschaftlichen Urinstinkts. Sie müssen von Glück reden, dass die
Regierungschefs, sich nicht als Repräsentanten einer Nazisouveränität
begreifen, sonst hätten sie sich – nach dieser Logik – als Nazis outen
müssen.
Das Schicksal der Flüchtlinge bleibt für sie eine Fußnote im globalen
Kampf gegen staatliche Standortfragen, damit sie kein einziges Wort über
die unmittelbare Lebensbedrohung der Flüchtlinge, dem Objekt der Begierde
(deutsche Bevölkerung) verlieren müssen: „Und wir werden unsere
Anwesenheit in Mecklenburg Vorpommern nutzen für Aktionen gegen
menschenunwürdige Flüchtlingslager, Nazistrukturen, Gentechnik-Felder und
Militärstandorte. Alles für Alle! Make capitalism history!“ (ak
internationalismus (münchen), radikale linke (nürnberg), revolutionäre
aktion (stuttgart), libertad!süd)
Der inzwischen inflationäre Populismus braucht das Hantieren mit
faschistischem Gedankengut zwangsläufig: „Das gesamte Gipfeltreffen wird
etwa 40 Millionen Euro kosten, alleine der Zaun dürfte mit zehn bis 14
Millionen Euro zu Buche schlagen. Den Landespolitikern
Mecklenburg-Vorpommerns stehen wahrscheinlich jetzt schon die Haare zu
Berge: Sie befürchten, dass das arme Bundesland auf Kosten von etwa 30
Millionen Euro für das Spektakel von Bundeskanzlerin Angela Merkel sitzen
bleibt.“ (aus: dissent!).
Wobei die NPD-Variante erfrischender ist: "Bekloppt! 116.000 Euro für
Gipfel-Logo", heißt es auf der NPD-Sonderwebsite "gib8". Bereits im
vergangenen November war die NPD-Fraktion im Schweriner Landtag ihren
Linken zuvor gekommen und hatte den Antrag gestellt, den Gipfel vom 6. bis
8. Juni aus Kostengründen abzusagen.
Nicht nur die Kritik an den Kosten einigt rechts und links, sondern auch
Antisemitismus und Rassismus werden diskursiv verhandelt:
"Eine 'deutsche Volksgemeinschaft', antisemitische Verschwörungstheorien
und rassistische Ausgrenzung sind keine Lösungen, sondern Teil des
Problems!" (aus: Gemeinsame Erklärung gegen Nazis,
www-heiligendamm2007.de). Die Frage, ob Auschwitz damals oder die
Verbrennungen von Flüchtlingen heute, eine Lösung sein könnte, ob dies
nach Erwägung aller Pro und Kontras eine Alternative wäre, zeigt die
moralische Verkommenheit der Verfasser.
Das „Problem“ der sozialen Frage und Vernichtung wurde schon einmal
zugunsten des national-sozialen Volksstaates gelöst. (Götz Aly: Hitlers
Volksstaat)
Diese Dialogangebote wirken: Während man früher die Nazis gesucht und
gejagt hatte, ist man heute froh, wenn sie einem nicht direkt in die Arme
fallen: „Wie können wir praktisch verhindern, dass die Neonazis sich an
den Protesten beteiligen?“ (aus red side, Veranstalterinnen: Autonome
Jugendantifa, organisierte autonomie (OA), [’solid] Nürnberg) oder "Die
Neonazis müssen dort, wo sie versuchen sich Protesten gegen den G8-Gipfel
anzuschließen, ausgeschlossen werden“ (aus: Gemeinsame Erklärung gegen
Nazis, www-heiligendamm2007.de)
All das in einer Gesellschaft, deren Ursprung der Vollzug eines
unvorstellbaren Verbrechens war, wo praktische Vernunft, Humanität, Moral
oder Hemmungen keine Tradition haben, wo diese Bändigungsinstrumente sich
in einem aussichtslosen Konkurrenzkampf gegen den deutschen Instinkt
befinden.
Was sich da bewegt und aufbauscht ist nichts anders als
nationalrevolutionäres Getue, ist nichts als die von der
Entstehungsgeschichte dieser Gesellschaft befreiten und normalisierten
Linke, eine die diese lästige Vergangenheit wörtlich links liegen ließ, um
sich (endlich wieder) den großen Problemen der Menschheit widmen zu
können.
Es ist die Wiedererweckung der Begegnungslinken, eine Mischung aus
Friedens- und Ökologie-Innerlichkeiten, eine Paarung aus Esoterik und
Weltuntergangsstimmung, eine Synergie aus nationalem Sumpf und
deutsch-revolutionärer Romantik. Zusammengeschweißt durch Antisemitismus,
Antizionismus und Antiamerikanismus.
Das ganze stramm organisierte Spektakel der Gefühlsduselei ist die WM der
Linksdeutschen, manches abgeguckt, manches selber kreiert. Ob sie dabei
auch organisatorische Maßnahmen ergriffen haben wie ihre Vorbilder, die
zum Schutz der ausländischen Mannschaften diese im Westen (mit einer
Ausnahme) einquartieren ließen, wissen wir nicht, empfehlen wir aber
unbedingt.
Sie wittern ihre große Chance, der Welt ihre ganzen Fähigkeiten und ihre
avantgardistische Rolle zu zeigen: Beste Organisation, beste Vorbereitung,
beste... alles vom Feinsten (made in germany).
Und weil bekanntlich am deutschen Wesen die Welt genesen soll, reisen
zahlreiche linksdeutsche Delegationen aller Couleur ins Ausland, um für
die Antiglob-Mobilisierung zu werben. Ohne nur ein Wort über die Zustände,
in denen sich ihre Gäste bewegen werden zu verlieren. Ohne auch nur die
allseits bekannten Fakten über die Taten der mitdemonstrierenden Masse
anzudeuten, weil wohl ähnliche Reaktionen zu befürchten sind, wie die
„imageschädigende“ Diskussion, die kurz vor dem WM-Start über die
„national befreiten Zonen“ stattgefunden hatte. Ohne sich ein Dreck darum
zu kümmern, dass in den meisten Ländern, wo sie ihre
Mobilisierungsveranstaltungen abhalten, Mobilmachungen von ihren Vorfahren
stattgefunden haben - mit heute noch unvergesslichen Spuren.
Es handelt sich eben um die linke Variante der Globalisierer, die die
regionalen, besonderen politischen Gegebenheiten ignorieren, ob Genua,
Petersburg oder Heiligendamm - ganz egal. Im Ausland vollziehen sie den
internationalen Akt, damit sie zu hause umso mehr ihrem nationalen Alltag
nachgehen können. Deswegen interessiert es sie nicht, dass sie hier mitten
im Mörderstück stehen und einen weiteren Akt mit inszenieren.
Und die „Kritiker“? Ein Blick auf manche Verlautbarungen (z.B. aus dem
antiislamischen Lager), zeigt das Ausmaß der Abstumpfung dieses Milieus:
Die antiislamische Linke spart in ihrer Kritik an dem Anti-G8-Protest die
rassistischen Verhältnisse komplett aus. Ganze Texte und Aufrufe kommen
ohne das Wort Rassismus aus (Bahamas und Co.). Die Verharmlosung feiert
fröhliche Urstände: „…und auch eine wirkliche Stärkung der Massenbasis von
NPD und Kameradschaften steht nicht zu befürchten“ (aus:
Diskussions-Veranstaltung in Halle, am 29.05.2007).
Für sie sind 18.000 „rechtsextreme Straftaten“ keine Befürchtung. Das
alltägliche Grauen soll nicht zur Sprache kommen, damit ihre Weisheiten
darüber, dass die Deutschen Antirassisten seien, aufrecht erhalten bleibt.
Dafür haben sie Verbündete: Die Selbstzensur der deutschen Gazetten im
Lande, die beschlossen haben, nichts mehr über solchen exportschädigenden
Ereignisse zu berichten.
Sie kritisieren bei den Antiglobs deren antiamerikanische und
antisemitische Inhalte, ohne ein Wort über die herrschenden und
mordswirksamen rassistische Exzesse zu verlieren. (Zugegeben, immerhin
besser als für das Abfackeln von Moscheen aufzurufen, wie anläßlich des
Neubaus der Moschee in Kreuzberg). Ausnahmsweise können wir die Gründe
einmal nachvollziehen: Die Fans von Pro Köln und Fallaci und ihre Brut
(siehe
www.gruene-pest.de), haben zwar mit allem und allen ein „Problem“
(wobei das Größte immer noch ist, dass – trotz allerlei Liebesbekundungen
– weder Mob noch Linke bei ihrem Verein mitmachen wollen), nur nicht mit
den herrschenden Zuständen im Lande, da sie selber in diesem rassistischen
Sumpf Kraft und Kreativität tanken.
Sie stellen sich an die Seite der Meute, da die Opfer von rassistischen
Angriffen nicht die sog.„Mindeststandards der Zivilisation“ aufweisen
können. Sie treten für Abschiebungen ein, (z.B. Horst P. aus der
Konkret-Tonne), weil die potentiellen Opfer nicht die richtige
Religionszugehörigkeit besitzen.
Die Aussparung des Rassismus in ihrer Kritik ist kein Zufall, sind sie
doch selbst zutiefst rassistisch. Nach dem Überfall auf einen Mann aus dem
Irak in Bad Doberan am 6.8.2006, ist davon auszugehen, dass sie
zuallererst hinterfragt hätten, ob seine Freundin Kopftuch trägt.
Das Taktieren und Ignorieren (anti-g), die Verharmlosung (anti-d) des
Treibens der deutschen Population, ist ein unerschütterliches Fundament
dieser Gesellschaft, auf dem das, was zusammengehört zusammenwächst und
-hält, Pech wie Schwefel, links wie rechts. Eben, ein Volk auf Biegen und
(Er)brechen.
Die mörderische Jagd in MeckPom und anderswo auf alles „Undeutsche“ geht
den Linksdeutschen am Arsch vorbei. Denn sie haben sich entschlossen mit
der NPD um die Gunst dieser Massen zu konkurrieren. Im trüben Wasser
mitzufischen.
Mit kabarettreifen Stücken, mit der unverhüllten Drohung „eine andere Welt
ist möglich“, mit heimatverwurzelter Technologie (Windkraftwerke,
Solartechnik ... ) wird hier eine Bevölkerung umworben und mobilisiert,
die auch in der jüngsten Vergangenheit gezeigt hat, wozu sie fähig ist.
Eine Bevölkerung, die von den Linksdeutschen vor das grausige Dilemma
gestellt wird: Flüchtlingsheim oder G8. Zwischen die lechzende Meute
(gegen Flüchtlinge oder Mächtige) und diese Avantgarde paßt kein Blatt.
Radikalität und Militanz legitimieren sich ausschließlich über den Inhalt,
den sie transportieren, über sonst nichts. Wird aber statt dessen
Repression oder Massenhaftigkeit oder sonst was zur Legitimation von
Radikalität oder Militanz herangezogen, so kippt das Ganze um und der
Inhalt entlarvt sich als reaktionäres Gelaber oder im besten Fall als
Mogelpackung (im vorliegenden Fall als Mob-Abwerbung).
Und sie werden Erfolg haben: sie werden bereits im Halbfinale, am 2. Juni,
bei ihrer großen Demo, gemeinsam mit den Grevesmühlener Mördern der 13
Flüchtlinge (sie wurden in Lübeck verbrannt), gemeinsam mit den 3.000
Mobis aus Lichtenhagen (und vielleicht auch mit dem Rostocker
Piss-Exemplar,) Hand in Hand gegen das Übel dieser Welt demonstrieren. Ob
sie sich dabei die organisierten Nazis vom Hals halten oder nicht ist dann
nicht mehr relevant.
Und wer weiß, vielleicht werden die Blockaden eine Bereicherung durch die
Bürgerinnen und Bürger aus Goldberg erfahren, da diese in jener
Protestform sehr, sehr erfahren sind: Sie haben schon mal die Strassen
erfolgreich blockiert, um den Einzug der aus Lichtenhagen gejagten
Roma-Familien in das Flüchtlingsheim vor Ort zu verhindern.
Und wenn der ganze Rummel vorbei ist und die Kämpferinnen und Kämpfer sich
nach getaner Arbeit in Glückseligkeit schwelgend auf den Rückweg machen
(bekanntlich hat auch ein Weltuntergang seine Grenzen), wenn die
Rampenlichter ausgeschaltet und sich die Weltpresse zurückgezogen hat,
wenn der - von den Weltmeistern im Selektieren - ordentlich getrennte Müll
aus den Camps abtransportiert sein wird, wenn also der beschauliche Alltag
wieder eingekehrt, wird sich herausstellen, wer der Gewinner dieses
Protestes ist:
Die NPD und ihr Anhang bewegen sich im Osten wie die Fische im Wasser.
Gemeinsam werden sie um politische und organisatorische Kampferfahrung
reicher sein. Das Klein-Klein der spontanen Überfälle wird gebündelt zu
einem Angriff auch auf die staatlichen Strukturen und in einer
Größenordnung, die für die NPD bisher unbekannt ist.
Auch die Linke hat ihnen dafür Komparsendienste geleistet, die Kulisse
abgegeben und zieht wieder ab. Die NPD und der Mob bleiben vor Ort.
Die Folgen der Mob-ilisierung , ihre gemeinsam gewonnenen neuen
Kampferfahrungen werden diesem Mörderstück eine neue Qualität gegeben
haben.
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Die Entscheidung von Noël Martin sein Leben zu beenden wird in rechten
Foren bejubelt.
Fluchschrift und Café Morgenland 20.05.2007
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