Lebende deutsche Zeitbomben

Lebende deutsche Zeitbomben


Lebende Zeitbomben sind auf Deutschlands Strassen unterwegs.
Ab und zu wird ein Nazi noch mit Lebenslang bestraft, wenn er/sie einen Mord begeht. In Deutschland wird nicht der Nazi, sondern der Mörder verurteilt. Nazi zu sein ist hierzulande kein Verbrechen (auch wenn der Mord Programm ist), sondern eine Meinung. Und wer meint: "es könne jeden treffen", der verharmlost die Motive. Die Opfer klar im Blick, schlagen diese Mörder zu: Die Angriffe richten sich gegen Juden, Migranten, Roma, Punks, Linke und andere "Staatsfeinde".
Wir vermissen den weltweiten Protest aller Deutschen gegen die barbarische Tat einer der Ihren.
Es wird nichts kommen, die Mörder sind immer die anderen.

 

Süddeutsche Zeitung vom 16.12.2004
Dreifach-Mörder von Overath erhält Lebenslang
Der bekennende Neo-Nazi, der eine Anwaltsfamilie getötet hat, wird zudem zu Sicherungsverwahrung verurteilt

Von Michael Kläsgen

Kurz vor dem Urteil stand der mutmaßliche Dreifach-Mörder von Overath in Handfesseln noch plaudernd und sichtlich gut gelaunt im Gerichtssaal 210 des Kölner Landgerichts. Dann verkündet der Richter das Urteil: Lebenslang und anschließende Sicherungsverwahrung wegen der besonderen Schwere des Verbrechens. Auch das verdarb Thomas A. am Mittwoch die Stimmung nicht. Während der detaillierten Urteilsbegründung blätterte er unbekümmert in einem Ordner. Seine Ex-Freundin, Jennifer D., bei der Tat 19 Jahre alt, verurteilte das Gericht zu einer Jugendstrafe von siebeneinhalb Jahren wegen Beihilfe zu Mord und Raub mit Todesfolge.

"Das Furchtbare an der Tat ist, dass sie jeden hätte treffen können", sagte der Vorsitzende Richter Paul Schwellenbach. Die Kammer sah es als erwiesen an, dass der erklärte Neo-Nazi Thomas A. heimtückisch und aus Habgier gehandelt hat. Unmittelbar vor der Tat im Oktober 2003 waren der nun 46-Jährige und seine Freundin mit dem Auto in Ostdeutschland, um Kameraden für einen politischen Umsturz in Deutschland zu mobilisieren. Doch die Freunde waren alle in Haft. "Das steigerte ihren Hass auf das System in Deutschland", sagte Schwellenbach. Außerdem ging ihnen das Geld aus. "Bau erstmal eine schlagkräftige Truppe auf", hatte einer, der Thomas A. mit Geld versorgte, zu ihm gesagt. Thomas A., dem der Richter hohe Intelligenz bescheinigte, lebte mehr schlecht als recht vom Taxifahren. Er hatte keine Unterkunft, sondern wohnte bei der viel jüngeren Jennifer D., einer Lidl-Verkäuferin. Sie lieh ihm Geld, bezahlte auch die Fahrt nach Ostdeutschland. Als die erfolglos verlief, begann sie, sich innerlich von ihm zu entfernen, so der Richter: "Sie hatte das Gefühl, der schmeißt mein hart verdientes Geld zum Fenster raus." Auf der Rückfahrt stritten sie. Genau da ging ihnen das Benzin aus. Jennifer D. bemerkte, dass sie ihr Portemonnaie in einer Raststätte hatte liegen lassen. Sie fuhren zurück, tankten, damit war das letzte Geld aufgebraucht. Jennifer D. wurde noch wütender.
Thomas A. habe das bemerkt, wollte aber nicht als Versager dastehen, sondern ihre Liebe zurückgewinnen. Er entschloss sich, "einen Raubüberfall auf Staatsfeinde", wie sie ihn vorher geplant hatten, durchzuführen, sagte ihr aber nichts davon. Das Benzin reichte eben bis Overath bei Köln.

Dort kannte Thomas A. die Anwaltsfamilie Nickel. Der Rechtsanwalt hatte dafür gesorgt, dass Thomas A. seine Mietrückstände in Raten zahlen konnte. „Der war kein harter Hund", sagte der Richter, sondern „völlig unschuldig". Aber im Weltbild von Thomas A. waren Anwälte als Hassfiguren. In Overath gab er Jennifer D. eine Sporttasche. Darin befand sich eine Pumpgun. Thomas A. klingelte in der Kanzlei. Er tötete zuerst die Frau des Anwalts. Dann fesselte Jennifer D. den Vater und seine Tochter mit Kabelbindern. Sie habe Thomas A. "aus Liebe" geholfen, wie Schwellenbach sagte. Weil Jennifer D. das Fesseln misslang, sagte Thomas A. zu den Todgeweihten: "Entschuldigen Sie, die macht das zum ersten Mal". Auf dem Tisch entdeckte er ein Portemonnaie und stahl daraus 70 Euro. Dann drückte er ab.