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Vernichtungswahn und andere deutsche Emotionen

Als die Linksdeutschen nach dem Irak-Krieg mit der Leichenzählerei begannen, verschmolzen Enttäuschung (Mist, zu wenig Tote) und Jubel (Hurra, zu wenig Tote). Es wurde Bilanz gezogen: Auf urdeutsche Weise: Wie viele tote Zivilisten wurden prophezeit? Wie viele Tote waren es tatsächlich? Klares Ergebnis: Doch weniger als erhofft/befürchtet! Die Wette ist gewonnen! Wir haben Recht!
Und weil jede Perversion ihren deutschen Höhepunkt hat, wurde noch die übliche Selektion vorgenommen, „…dass unter den 1.400 gezählten „zivilen“ Leichen sich überwiegend Männer im wehrfähigen Alter befanden…“, (bahamas) heißt es doch, dass die Bilanz traumhaft ausgefallen ist. Mit diesem einzigen Adjektiv „wehrfähigen Alter“ wird alles über Ideologie und Vernichtungswahn, über Tötungsabsicht und Präventivmaßnahmen gesagt.
Es ist die Verdeutschung des Begriffs „Kollateralschäden“. Denn trotz seines Zynismus verbarg dieser Begriff die Botschaft „sorry, es war nicht unsere Absicht“, während die Betonung der Wehrfähigkeit der getöteten Zivilisten die Botschaft herausschreit „sie mussten getötet werden!“
Wie lautete damals vor fast  60 Jahren der Befehl? „Alle Männer im wehrfähigem Alter haben sich auf dem Kirchplatz zu versammeln…“.
Was hier spricht, ist nicht die Sprache der Aufklärung oder gar der Vernunft. Es ist das Grölen des deutschen Instinkts. Frei und genüsslich. Christlich-fundamentalistische (Ba)-Hamas-Milizen unterwegs.
Unsere Empfehlung an diese Sorte: wenn sie sich schon entschieden haben, einer militärischen Großmacht hinterher zu trotteln, dann tun sie gut daran, nicht nur ihre Ziele ideologisch zu untermauern, sondern – wenn schon denn schon - ihre Argumente nachzuplappern, anstatt den eigenen teutonischen Senf dazu zu geben. Denn sie sind wesentlich humaner als solche Sprüche des ordinären deutschen Stammtisches.

Szenenwechsel:

Jeder, der die Jauchegrube besichtigen wollte, musste zwei Euro zahlen. Es ging dabei nicht nur um einen Nebenverdienst. Auch Prahlerei spielte eine wesentliche Rolle. Denn die anderen im Jugendtreff glaubten anfangs kein Wort. „Angeber seid ihr“ sagten sie spöttisch. Zwei Euro pro Besichtigung der Jauchegrube in dem verlassenen Gelände der ehemaligen LPG. Und so ging es monatelang. Dort wo sie die Leichenteile des Jungen mit den gefärbten Haaren und der Hip-Hop Hose rein geworfen haben.
„Jude“ sollen sie ihn genannt haben. Zuerst haben sie ihn in eine Wohnung, nicht weit von der Jauchegrube, gelockt. Eine erwachsene Frau hat dabei zugeschaut und gesagt "Gib doch zu, dass du Jude bist, dann lassen sie dich in Ruhe." Später, vor Gericht, wird sie dies zu Zwecke ihrer Entlastung ( die Anklage: unterlassene Hilfeleistung) zu Protokoll geben. Es hat mehrere Stunden gedauert, bis er tot da lag. Auch das Treten mit den Springerstiefeln auf seinen Kopf setzte kein Ende. Erst als sie mit dem Betonstein seinen Kopf zermahlten, war es so weit.
Es war nahe liegend, war ja auch nah, dass sie die Leiche in die Jauche geworfen haben. Erst als eine nach über 4 Monaten, in einem Moment der Unachtsamkeit, bei der Polizei ausplauderte, lief die übliche deutsche Prozedur: die Potzlower Dorfgemeinschaft, die monatelang zusammengehalten hat, der Potzlower Nachwuchs, der seine Kumpels bewunderte, die Sozialarbeiter mit ihrer „akzeptierenden Jugendarbeit“, alle, aber wirklich alle waren so schockiert, so erschrocken. Originalton: „Wir hatten so was in unserem Dorf für unmöglich gehalten“ usw.
Der Anwalt der Eltern des Opfers hat im Prozess Wert auf die Feststellung gelegt, dass das Opfer kein Jude war. Dem Anwalt der Eltern des Opfers droht keine Anklage wegen Aufstachelung zum Mord.

In Bochum war es anderes: Als sie den Obdachlosen in die Wohnung lockten, gab es keine Zuschauer. Das Ganze lief hinter verschlossenen Türen und Fenstern ab. Nur die Musik haben sie laut gestellt, damit das Geschrei des Opfers nicht nach außen dringt. So wie sie es auch mit den anderen gemacht haben: Tür und Fenster zu, Musik laut stellen und dann zuschlagen.
Es war ein Obdachloser, ein „Penner“, einer mit dem man alles machen kann. Es war von Anfang an klar. Nachdem sie ihn in die Wohnung eingesperrt hatten, hatte er keine Chance mehr zu entkommen. Null; während die Jungdeutschen jetzt gute Chancen haben, mit einem „Blauen Auge“ davon zu kommen. Wegen Alkohol, verminderter Zurechnungsfähigkeit und so, sagen die Verteidiger im Prozess. Das wird von einem Gericht im Land der Biertrinker-Weltmeister besonders berücksichtigt.

Keine (Überlebens)Chance für Rainer Sachse bescheinigte ihm auch der Priester in seiner Grabrede bei seiner Beerdingung in Almstedt in Niedersachsen.
„Weil die Dorfgemeinschaft damals wie heute sich weigerte Andersdenkende und Andersfühlende zu respektieren, zu tolerieren geschweige denn zu integrieren“ sagte der Priester in seiner Rede.
Rainer Sachse, „der Schwule mit der Seuche“, wie die Dorfbewohner ihn nannten. Er kam – nach Jahren des Weggangs und der Suche nach Glück in der Großstadt - zurück ins Dorf.
Er wollte die letzte Zeit seines Lebens bei seiner Mutter verbringen.
Aber der Zerfalls- und Zersetzungsprozess durch die Dorfgemeinschaft war schneller und effektiver als der Virus in seinem Körper. „Zu Tote gehetzt“ sagten Außenstehenden.
Zuerst der Rausschmiss aus der einzigen Dorfkneipe. Dann die Anschläge auf sein Haus. Nachts flogen Steine, seine Fensterscheiben gingen zu Bruch. Hakenkreuze wurden an seine Hauswände geschmiert.
Nicht mal eine Atempause haben sie ihm gegönnt. Anpöbeleien und vor allem diese Hassblicke und die Vernichtungssprüche: „Ab ins KZ“ und ähnliche Rufe skandierten die Nachbarn und die anderen. Junge und Alte, Frauen und Männer, der Bürgermeister und die junge Verkäuferin, der Bäcker und die Kneipenbesucher. Alle. Rainer Sachse konnte ihnen nur entgehen, indem er sich ins Haus einschloss. Monatelang. Bis der Virus ihm den Rest gab. Er hatte tatsächlich keine Überlebenschance. So oder so.
„Die Anschläge der Bürger untereinander treffen ins Herz und schaffen ein Klima, in der man ungeschützt nicht leben kann“ schloss der Priester seine Rede ab.
Almstedt, ein idyllisches Dorf, Jauche- und Mördergrube zugleich irgendwo in Niedersachsen, Deutschland. Mit intakten Strukturen.

Nachdem sie ihn, „den schwarzen Asylbewerber aus Kamerun“ (Zeitungsbericht FR) von seinem Fahrrad runterzerrten, haben sie gleich angefangen, auf ihn einzuschlagen. War ja auch ein leichtes „Spiel“: Vier zu eins. Als er sich wehrte, haben sie ihn ins Seebad geworfen, fest gepackt und seinen Kopf unter Wasser gehalten, damit das Wasser nach und nach unaufhaltsam in die Lunge fließen konnte.
In solchen Fällen tritt die Sebnitzer Ärztediagnostik ein: Tot durch Ertrinken. Platz war genug an diesem schönen brandenburgischen Badestrand. Viel Betrieb zwar, aber die Badegäste haben den Akteuren schon genug Platz gelassen, um deren deutscher Tätigkeit nachgehen zu können. Er schaffte es zu entkommen. Er rannte um sein Leben.
In Kamerun hatte er solche Erfahrungen nicht machen können, da solche zivilisatorischen Errungenschaften noch nicht importiert wurden. Deswegen kannte er sie nicht. Er lief zur Polizei, die die Täter kurz danach fasste. Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, abzuhauen. Sie hatten ja nichts zu befürchten.
Bis heute wurde kein einziger der Badegäste wegen Beihilfe zum Mordversuch oder zumindest wg. unterlassener Hilfeleistung angeklagt.

„Palis übern Jordan“ heißt ein neuer antideutscher Witz. Lustig und humorvoll.
Nein, das ist nicht skandalös, das ist deutscher Alltag. Jeder x-beliebige linksdeutsche Stammtischbruder würde nicht mal darüber lachen, eher gelangweilt entgegnen „den kennen wir schon“ und den neuesten „Araberwitz“ erzählen.
Der Skandal fängt erst an, wenn andere anfangen über die Vernichtungsphantasien und die Mordlust des Giessener Provinzmops ernsthaft zu debattieren bzw. über den mehr oder minder rassistischen Gehalt des Spruchs zu streiten.

Zurück zum Ursprung:

„Siehst du dieses Stück Papier auf der Strasse? Das gehört nicht da hin. Es muss in die Papiermülltonne“ erklärt der deutsche Vater seinem Sprössling. „Der Mann da, er hat das Papier auf die Strasse geworfen“ sagte das Kind zu seinem Vater und zeigte mit seinem kleinen Finger auf einen Passanten, der sich vom Tatort entfernte. „Dann muss man dem Onkel sagen, dass er so was nicht machen darf. Das ist nicht gut für unsere Umwelt“ fährt der Vater seine Öko- und Arierzüchtung fort. Ein 4-Jähriger wird in Deutschland im Jahr 2003 abgerichtet.

In Berlin formiert sich in der letzten Zeit Widerstand gegen das Holocaust-Mahnmal. Begründung: Das Mahnmal ist nicht behindertengerecht, denn der Abstand zwischen den aufgestellten Platten ist nicht breit genug für Rollstuhlfahrer.

Das waren nur einige Schnappschüsse (ein paar Promille) aus dem deutschen Postwiedervereinigungsalltag. Sie stehen exemplarisch für das Treiben des deutschen Kollektivs, für das Ausleben des deutschen Hedonismus, für das Aufbegehren der deutschen Rebellen, die sich täglich verwirklichen (längst ist die 100.000 Grenze der rassistischen und antisemitischen Angriffe und Anschläge seit der Wiedervereinigung überschritten. Und sie werden immer mehr. Und dies, obwohl die Jungnazis weniger geworden sind).
Es ist die Fratze der deutschen Zivilgesellschaft in ihrer etabliertesten Form.

Der Versuch, all diese Erscheinungsformen des deutschen Treibens zu „spezifizieren“, ist zum Scheitern verurteilt.
Es genügt nicht (ist sozusagen die halbe Wahrheit) die Tat nach der Opferherkunft zu bewerten: wenn Kanaken angegriffen wurden, war es Rassismus; wenn Schwule/Lesben angegriffen wurden, war es Homophobie; wenn Juden angegriffen wurden, war es Antisemitismus; wenn Roma oder Sinti angegriffen wurden, war es Antiziganismus usw. Somit wurde die tatsächliche Triebkraft, das tatsächliche Motiv und die Entscheidung der Täter „verschleiert“, mit solchen wie o.g. und anderen Adjektiven versehen und erklärt.

Denn das, was an der Oberfläche ersichtlich wird, speist sich aus der gleichen, absolut gleichen Substanz, aus dem Vernichtungsdrang einer Population, die es nicht lassen kann. Verbal und praktisch. All die o.g. Formen sind längst zusammengeschmolzen in einer einzigen Vernichtungsfixierung.
Lange bevor überhaupt die Tat begangen wird, steht das Ergebnis, steht der Beschluss des revolutionären deutschen Subjekts schon fest. In völliger Unabhängigkeit von Tatzeitpunkt und Opfer ist längst die Entscheidung für die Umsetzung der Wahnvorstellung getroffen. Welche nun die Opfer sein werden, ob Kanaken, Juden, Schwule/Lesben, Obdachlose, Andere überhaupt, hängt einzig und allein von Örtlichkeit, Gelegenheit und Zeitpunkt ab. Von sonst nichts! Zwischen dem Täter und seinem Opfer existiert in einer kurzen Zeitspanne, in einem einzigen Moment, ein einziges Verhältnis: das Vernichtungsverhältnis. Deswegen sprechen wir von Dualität des Phänomens.
Der Prozess der Menschwerdung der Deutschen findet erst mit der Vollendung der Tat seinen Abschluss und gleichzeitig sein konstituierenden Höhepunkt.

So grausam und zugleich so zynisch es klingt: gäbe es z.B. in dem Ossi-Kaff ein paar Kanaken, wäre mit ziemlicher Sicherheit der Junge mit den gefärbten Haaren und der Hip-Hop Hose am Leben geblieben! Denn statt ihn würden sie die Anderen dran kriegen. Auf jeden Fall musste das Ventil geöffnet werden, der Vernichtungsdrang einen Ausweg finden.

Wer das Bild des Vaters, der sein Kind auf ökologisch unbedenkliche Weise erzieht, als die harmloseste Variante des deutschen Treibens betrachtet, hat nichts, überhaupt nichts verstanden. Denn in zwei Sätzen wurde alles schon gesagt: die Erziehung zur Denunziation, die Erziehung und Liebe zur Volkshygiene, („zur Region, zum Kiez, zur Heimat, zu Volk und Vaterland, zum Boden und zur Muttererde, zur heimischen Artenvielfalt und zum deutschen Wald, zur Tradition, zu allem, was roh ist, häßlich aussieht, schlecht schmeckt, hart macht"). Das Zeigefinger-Anmachen (später Angreifen) von völlig fremden Menschen, das moralische Imperativ als Besitzer der absoluten Wahrheit, die Einnahme der Opferrolle usw.. Es ist der Bodensatz auf dem später die nächste Erziehungsphase, die nächsten Sprüche beim Familienabendbrot über Juden, Polaken und Kanaken gesät werden. Hier wird geschichtliches Bewusstsein – für die Deutschwerdung - artikuliert und verfestigt.
Dies kann unter linken, unter rechten, unter ökologischen, unter antideutschen und sonstigen Vorzeichen geschehen, das Etikett spielt dabei absolut keine Rolle, solange Auschwitz und die damit gemachte, überlieferte und lebendig gezüchtete Erfahrung bis in deren letzten Hirnwindungen klebt und die Handlungen und das Denken der hiesigen Population bestimmt.
Wenn heute alle Formationen der Deutschen, von höchster Regierungsebene bis hin zu Massenaufläufen, wie wir sie in den vorangegangenen Monaten angesichts des Irak-Krieges erlebt haben, bis zu Möchtegernavantgarden von München bis Berlin für die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit an einem Strang ziehen, ist die Überwindung der Wiedervereinigung abgeschlossen.
Eine selbstsicher gewordene Population bahnt sich ihren Weg.

Friedensbewegung: Das Verlangen der Massen nach Beteiligung an Verbrechen

Über die Friedenstauben und ihr Kacken zu reden und sie gar zu kritisieren, wäre milde ausgedrückt unter unserem Niveau. Zu offensichtlich waren die Gründe der Massenhaftigkeit, so dass wir sie bereits angesprochen hatten bevor sie eskalierten. So schrieben wir in „Stalingrad - der subjektive Faktor": „Wenn heute die "Volksbewegung zur Erhaltung der deutschen Friedenszustände" - kurz: Friedensbewegung - angesichts des drohenden Angriffs auf Irak "nie wieder Krieg" schreit, so steckt dahinter neben den durch die offiziöse Haltung Iraks gegenüber Israel herbeigerufenen antörnenden Konnotationen als die benigne Komponente Stalingrad“.
Zu offen waren eben die herbeigerufenen antörnenden Konnotationen durch die offiziöse Haltung Iraks gegenüber Israel, um sie übersehen zu dürfen.
Während in Jugoslawien die damalige serbische Regierung es den Gutdeutschen schwer machte, überhaupt an Solidarität mit Serbien zu denken, geschweige denn für Serbien auf die Strasse zu gehen. Denn Serbien wurde zum Zufluchtsort der durch die UCK vertriebenen u.a. Jüdinnen und Juden aus Kosovo. Der böse Sharon, damals noch Oppositionspolitiker, äußerte gar die Befürchtung, dass sich im Kosovo ein antisemitisches Zentrum zusammenbraut. Spanische Intellektuelle verglichen die UCK mit den Palästinensern und Serbien mit Israel.
Es wurde den friedenstaumelnden Deutschen schwer, sehr schwer gemacht. Und vor allem wurde ja die Bombardierung mit Auschwitz begründet, womit sich für jeden anständigen Deutschen jedes Verbrechen inzwischen legitimieren lässt.

Deswegen wollen wir – außer diesen paar Zeilen – unsere Zeit nicht damit verschwenden. Wesentlich interessanter waren ihre Kritiker. Und da wird es richtig gruselig.
„Diese Friedensbewegung gehört gespalten“ kündigte einer der Gurus an und erntete Applaus. Um zu spalten, musste ja Ebermann irgendeinen Teil dieser Formation differenziert betrachtet haben. Welchen? Welcher Teil für ihn abzuspalten war, wird sein Geheimnis bleiben.

Andere (antideutsche Kommunisten), die auf der Suche nach der richtigen Klasse waren, um ihren kommunistischen Auftrag zu erfüllen, aber dabei scheinbar irgend etwas von der marxschen Klassentheorie mißverstanden haben, landeten in den deutschen Schulklassen und erhoben die Finger, um die zukünftige Klientel zu disziplinieren (z.B. Piercing-Verbot), sie für die höheren Ziele zu gewinnen und aus ihnen richtige Rebellen zu machen, koste es, was es wolle. So stachelten sie ihr Jungvolk zum Aufstand gegen ihre Lehrer und ihre Chefs an, wohl wissend, dass dies bereits Gang und Gebe ist: viele Schüler beschimpfen ihre Lehrer als Juden, wenn sie die Shoah im Unterricht aufzunehmen versuchen. Von Streiks der „Ausgebeuteten“ ganz zu schweigen. „Leute wie Ihr, die sich sonst für nichts, aber auch gar nichts interessieren, außer für die Frage, ob ein Piercing in der Zunge oder in der Nase schicker ist, sollten daher nicht plötzlich glauben, sich zur Weltpolitik äußern zu müssen… (Ihr) Demonstriert einträchtig mit denjenigen, die Euch im Alltag mit Strafarbeiten, sinnlosen Leistungsanforderungen und heulsusigen Moralpredigten piesacken...
Worum es also auf den Friedensdemos geht, ist der "soziale Frieden" - das Bündnis zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten. Es geht darum, unter allen Umständen friedlich in der Schule oder an Arbeitsplatz seine Aufgabe zu erfüllen und auch über die ärgsten Schikanen niemals zu murren“ (aus „letzte Warnung“).

Und weil ein Gutdeutscher bestimmten Pflichten nachgehen muss, wird ab und zu auch demonstriert: „Die Demonstration führt vom Bebelplatz, auf dem sich Deutschland vor 70 Jahren im demonstrativen Akt der Bücherverbrennung öffentlich von der Zivilisation verabschiedete“ schrieb eine linksdeutsche Sorte in ihrem Aufruf zum 8. Mai.
Jetzt würden viele sagen, das geht aber zu weit. Was ist an diesem Aufruf auszusetzen?
Eigentlich nichts, genauer gesagt gar nichts. Das Problem, welches wir – und wahrscheinlich nur und ausschließlich wir haben – ist, dass es von Leuten geschrieben wurde, die ein paar Tage zuvor die Bücherverbrennung der Bibliothek von Bagdad als Befreiungsakt, als zivilisatorischen Ausbruch bejubelten!

Diese Mischung aus Anbiederung an die zukünftige Klientel und Aufklärungsdrang schafft ein festes, taktisches Verhältnis zu den deutschen Massen. Da sie als deutsche Linke einen Auftrag, eine Mission erfüllen zu müssen glauben, ist das Ignorieren dieser, ihrer Population, geschweige denn sie zu bekämpfen, ausgeschlossen. Deswegen treten sie als die bessere Alternative auf, die etwas anbietet, was all die andere nicht bitten können: die Befreiung von der nationalsozialistischen „Last“.
Wir wissen Bescheid: die Linksdeutschen können fast alles aufgeben: Studium, Verein, Beruf, Rauchen usw. Eins aber nicht: Dieses, ihr Volk!

Vom Pogrom zum Programm

Es begann mit der Theoretisierung und Abstrahierung der Shoah. Damals, vor über 6 Jahren, entwickelte sich ein eifriger Diskurs über die Erklärung des Holocaust. Nicht das, was stattgefunden hat, war entscheidend für die Initiatoren des Diskurses, sondern warum es „eigentlich“ stattgefunden hat. Wir nahmen es an, wie es erschien. Bescheuert zwar, aber ein gutgemeiner Diskurs. Damals schon wurden die in aller Munde heute als die Weißheit letzten Schuss verbreiteten Argumente vorgetragen: „Antisemitismus als antikapitalistische Projektion“, „Wertvernichtung in Auschwitz“, „der Antisemitismus ist in allen warenproduzierenden Gesellschaften angelegt“ usw. Schön abstrakt bleiben. Dann gibt es eine Chance auf Verallgemeinerung, weg von deutscher Singularität.
Unsere Erwiderung auf den Quatsch mündete in den Sätzen (sinngemäß):
Ein jüdischer Kapitalist wird nicht angegriffen, weil er ein Kapitalist ist, sondern weil er ein Jude ist. Ein jüdischer Intellektueller wird nicht angegriffen, weil er ein Intellektueller ist, sondern weil er ein Jude ist. Ein jüdischer Immobilienmakler wird nicht angegriffen, weil er ein Immobilienmakler ist, sondern weil er ein Jude ist usw.
Damit wollten wir sagen, dass der heutige Antisemitismus ein eigenständiges Gewalt- und Vernichtungsverhältnis ist, der sich unabhängig von Konjunktur und Gesellschaftsformation seinen Platz schafft und sich verfestigt.
Selbst die FR nannte die Hetze gegen Friedmann „Jagdinstinkte“. Als die Hetze begann, waren - laut NTV-Umfrage - 85% der Deutschen der Meinung, dass Friedmann „keine Chance mehr im öffentlichen Leben einzuräumen ist“.
Der Antisemitismus ist untrennbar mit der jahrtausend währenden Judenverfolgung, die in der jeweiligen Gesellschaftsentwicklung unterschiedliche Formen angenommen hat (von der Vertreibung aus Ägypten, hin zu den Verfolgung in Spanien des Mittelalters, bis zu den moderneren Pogromen in Deutschland, in Osteuropa usw.).
Auschwitz ist weder vom Himmel gefallen, noch war es eine Fortentwicklung der bis dahin stattgefundenen Verfolgung: Auschwitz war der (national)revolutionäre Moment in diesem Prozess. Es schuf keine andere Form des Antisemitismus, sondern eine neuartige Kreation: Die Shoah. Sie war revolutionär sowohl im qualitativen wie im quantitativen Sinne. Die Vernichtungsidee ergriff die deutschen Massen und wurde zur materiellen Gewalt. Ihr Ausgangspunkt war Deutschland. Sie wurde in ganz Europa von den Deutschen durchgeführt. Sie war schlicht und einfach das deutsche Projekt.
All das hat wenig geholfen. Nicht weil eine solche Diskussion auf wenig Interesse gestoßen ist, sondern weil die Motive der deutschen Initiatoren andere waren als wir dachten.

Nach dieser Phase wurde die große Liebe zu Israel entdeckt. Auf einmal entstand der Kokon-Effekt. Die Verwandlung von knallharten deutschtümelnden Stämmen (sie weigerten sich anfangs sich antideutsch zu nennen, sie bevorzugten den Begriff „antinational“) zu glühenden Israelfans. 100%-ige deutsche Israel-Fans, was auf 200%-ige deutschtümelnde Exemplare schließen lässt. Sie schlüpften in die Rolle der Opfer. Ein Umzug in einen anderen Stadtteil war schon einer Diaspora gleich. Ein Blick des knallharten Materialisten auf eine Synagoge erweckte religiöse Gefühle. Ein Bild von Kampfhandlungen im Nahen-Osten versetzte sie in Spezialisten der israelischen Militärstrategie. So, als ob sie sich selbst verteidigen müssten. Da wir den Deutschen alles und nichts zutrauten, war Skepsis angesagt. Wir hatten aber immer noch nicht verstanden, worum es eigentlich ging.
Unsere Vermutungen gingen eher in Richtung Therapie.

Der Araber an sich und der Moslem im Besonderen

Und weil Deutsche – auch in den fortgeschrittensten Therapiestadien - ohne ein zu vernichtendes Subjekt nicht auskommen können, begann das Konstruieren des Feindes, der Weltverschwörung, der unsichtbaren Macht, die alles infiltriert und die Grundfeste der Zivilisation zerstört. Der „Islamismus“ auf Linksdeutsch war geboren. Es genügte nicht mehr fundamentalistische Halsabschneider bei Namen zu nennen, es genügte nicht mehr knallharte Antisemiten, Antisemiten zu nennen, es genügte nicht mehr, Terrorakte als solche anzuprangern, es mussten vielmehr die antisemitischen Klischees, die sie alle noch im Kopf hatten, auf andere projiziert werden.
Dieses Feindbild erfüllte zwei Grundbedürfnisse: das Ausleben der angestauten rassistischen Gefühle, nach Jahren der Rücksichtnahme gegenüber den „ausländischen Mitbürgern“ und deren kopftuchtragenden Frauen (die immer hinter ihren Männer her laufen) und die Basis für die Bildung der eigenen revolutionären Formation.
Weil – vorerst zumindest – auf Israel positiv bezogen werden sollte, war es dadurch unmöglich weder Staat, noch Nation, geschweige denn ein deutsches Kollektiv zu bilden. Denn erst die Negation, die Abgrenzung von den Anderen schafft eine Gegenidentifikation, schafft das konstituierende Moment.
Es war also naheliegend, war ja auch Nah, dass es sich im Aufruf des Antideutschen-Kongresses so anhörte: „deutschen, italienischen oder islamischen Hetzmassen“.
Wohl gemerkt. Es gab also zwei Sorten von Hetzmassen: die eine mit Heimat, mit Namen und Nation. Und die andere? Eine dunkle Verschwörung, undurchsichtig, heimatlos, nicht lokalisierbar!
Das rassistische Konstrukt sollte – wie konnte es anders sein – theoretisch untermauert werden. Im Wissen, dass es sich um ordinären Rassismus handelte, begaben sie sich nicht erst in die Abwehr des Rassismusvorwurfs, sondern entwickelten eine eigenartige These, die nur aus solchen Hirnen entwickelt werden kann. Sie besagt: da solche Begriffe (die sie bei jedem zweiten Satz verwenden) reine Konstrukte sind, sind die Menschen, die sich davon betroffen fühlen, selber schuld, selber Rassisten, weil sie solche Konstrukte annehmen. Welch ein Einfall! Nachdem sie also ihre Konstrukte gebildet haben (siehe Beitrag: „Rassismus in Konkret“) und damit Unterdrückung, Politik und theoretische Rechtfertigung der Verfolgung geliefert haben, griffen sie ihre Opfer an, wenn sie sich dagegen wehren wollten. Diese Konstrukte sind keine theoretischen Abhandlungen, sondern haben handfeste materielle Auswirkungen. Wenn heute jemand aus einem Land kommt, dessen Bevölkerung überwiegend moslemisch ist, ist er von vorneherein Schikanen und Verfolgung ausgesetzt. Im Beruf, im Alltag, bei den Nachbarn, bei den Verfolgungsbehörden und ihren Linkshelfern. Und all das in einem Land, wo über 4 Millionen Menschen moslemischen Glaubens leben, überwiegend aus der Türkei, die traditionell am wenigsten von allen Ländern dem Antisemitismus verfallen - mit Ausnahme natürlich deren Linke - ist. Nicht zufällig ist für die Menschen aus Israel, die Türkei der Haupturlaubsort.
Es spielt für dieses Feindbild keine Rolle, dass eine der größten türkischen Gemeinden eine Solidaritätserklärung an die jüdische Gemeinde zu Berlin überreichte, in der sie ihre Solidarität mit den JüdInnen zum Ausdruck brachte. Es spielt keine Rolle, dass Michael Wolfsohn, gerade angesichts dieser Erkenntnisse, vorgeschlagen hat, dass die Jüdischen Gemeinden gut daran täten mit den türkischen Gemeinden zusammenzuarbeiten, da es sonst hier im Lande keine Verbündete gibt.

Das Ende der Fahnenstange war allerdings noch lange nicht erreicht.
Mit diesen beiden Imperativen ausgerüstet (edle Motive und Ersatzfeind) war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich als die besseren Juden präsentierten. Das Ganze wäre unter der Kategorie „schlechter Witz“ einzuordnen, wenn es die Zwischentöne nicht gäbe, wenn nicht schon wieder Deutsche sich anmaßten, Juden zu disziplinieren und sie zurechtzuweisen. Sie hatten keine Probleme, wieder mal nach der Herkunft von Persönlichkeiten im öffentlichen Leben und Kultur zu forschen, um sie – gerade wg. ihrer Herkunft – anzuprangern „der jüdische Amerikaner Dustin Hoffman tat dem Veranstalter den Gefallen und verglich den Irak mit Vietnam (uli krug, „bowling für hussein“).
Oder
„jene Mehrheit der jüdischen Gemeinde, die sich noch nicht im Zuckermann-Diskurs verfangen hat“

Wir sind mitten drin im Lieblingsthema der Deutschen aller Couleur:
Auf die rhetorische (denn ernst ist sie nie gemeint) Frage, ob Israel, ob Juden kritisiert werden dürfen, wäre eine selbstverständliche Antwort etwa so: Ja, natürlich.
Auf die Frage allerdings, ob von deutschem Boden Kritik an Israel und an Juden ausgehen darf, muss die Antwort lauten, vorerst nicht, erst nach 1.000 Jahren. Keinen Tag früher. Dies ist der einzige Garant, den Mist, der verbreitet wird, möglichst gering zu halten. Es ist der einzige Garant dafür, dass sie aufhören rumzugrübeln, unter welchen Bedingungen Israel kritisiert werden darf bzw. ab wann sie ihre Unterstützung für Israel entziehen werden.
„Wir sagen: Unsere Solidarität mit Israel wendet sich gegen alle antisemitischen Angriffe auf den jüdischen Staat und seine Bevölkerung. Das schließt Solidarität mit den israelischen Staatsorganen ein, sofern sie die Verteidigungsnotwendigkeit gegen Antisemitismus ausführen“. (bgaa, 1. Mai Demo-Beitrag, Berlin).
Obwohl niemand von ihnen verlangt hat, sich die SchröderFischer-Argumente bei der Ablehnung der Fuchs-Panzer-Lieferung nach Israel zu eigen zu machen, fühlen sie sich berufen, exakt die gleichen Argumente auf den Tisch zu legen „sofern sie die Verteidigungsnotwendigkeit gegen Antisemitismus ausführen“. Bekanntlich wurde Israel die Panzerlieferung mit genau diesem Argument verweigert: Laut Bundesregierung wären die Fuchs-Panzer nicht zur Verteidigung, sondern zum Angriff eingesetzt worden

Aber damit nicht genug. Die deutsche Großzügigkeit kennt keine Grenzen:
„Solange die gesellschaftlichen Bedingungen des Antisemitismus, nämlich Kapitalismus und Nationalstaat fortdauern, bedarf es eines Ortes, an den sich Jüdinnen und Juden im Zweifelsfall zurückziehen können“.
Und danach? Wieder Diaspora? Freibrief? Was für Scheiß wird hier produziert?
Wer entscheidet, was die gesellschaftlichen Bedingungen für Antisemitismus sind? Doch nicht schon wieder die Deutschen. Und gesetzt den Fall, das wären die gesellschaftlichen Bedingungen. Wer bestimmt den Zeitpunkt, ob der Kapitalismus und die Nationalstaaten bereits abgeschafft sind? Natürlich die Deutschen. Da gibt es kein Pardon!

In diesem Stadium angelangt, war es nur ein kleiner Schritt zum eigentlichen Ziel:
Die Rettung des deutschen Volkes durch die Wiederentdeckung des deutschen Proleten (mit einer Prise rechtspopulistischer Intellektuellen-Abneigung – kommt immer gut an): „Wäre der Münchner AStA radikal und demzufolge diese Konferenz auf der Höhe der Zeit, dann würde er sich nicht mit dem spießbürgerlichen Bekenner-Pazifismus der Scholl-Geschwister und ihrer seit 1945 so viel bewunderten Ehrenrettung des deutschen Täterkollektivs identifizieren, sondern sich für einen nun wirklich würdigen Münchner Lokalhelden einsetzen... Hätte dieser AStA einen radikalen Anspruch, dann würde er fordern, daß die Universität nach einem Proleten benannt wird, einem Bellizisten, der die Parole „Krieg dem Krieg“ ernst nahm und folgerichtig nicht 1943 Flugblätter verteilte, sondern im Herbst 1939 im Bürgerbräukeller eine äußerst effektive Höllenmaschine installierte, die bloß durch einen schieren Zufall ihr Ziel verfehlte: Nach Johann Georg Elser, einem Antideutschen der ersten Stunde“. (aus „Kommunismus statt Antikapitalismus“, bahamas).
Es ist keine Provokation, sondern milde gesagt anmaßend (so was wird üblicherweise mit „eklig“ bezeichnet), wenn die Nachkommen der Täter, die Ermordeten gegeneinander ausspielen, ja gar wagen, die „Harmlosigkeit“ oder „Effektivität“ der Widerstandformen (Verteilung von Flugblätter vs. Anschlag) zu beurteilen. Die Nazis haben damals die Falschen, ein paar „unwürdige“, „spießbürgerliche Bekenner-Pazifisten“, die auch noch viel zu spät angefangen haben Widerstand zu leisten (erst 1943!) à la Geschwister Scholl erwischt, während die „wirklich würdigen“, die mit proletarischer Herkunft, die „wahren Lokalhelden“ waren (dass die Nazis ein paar Studenten erwischt haben, liegt wahrscheinlich daran, dass es diese Sorte, die das schreibt, damals noch nicht gab, um den Nazis über deren Fehler aufzuklären). Die Betonung der proletarischen Herkunft (obwohl dies absolut keine Rolle für die Aufopferungstat von Georg Elser spielte) dient nur der Ehrenrettung des deutschen Proletariats, wobei dies längst durch klassenbewusste Deutsche geschehen war: „Die reichen Juden haben unter dem Klassenbewusstsein der SS am meistens gelitten“ (Hannah Ahrendt).
Selbst, wenn das Ganze nur als böse CM-Polemik abgetan wird, bleibt eine substanzielle Gemeinsamkeit zwischen den scheinbaren Streithähnen ASTA und anti-d. Denn beide verfolgen das gleiche Ziel: Es geht ihnen nicht um die Ehre der Ermordeten, sondern um die Ehrenrettung der Münchener Uni. Die Differenz besteht lediglich darin, wie der rassistische, antisemitische (laut Umfrage vom letzten Jahr noch „über 30 % der deutschen Studentenschaft neigt zur rechtsextremistischen Gedankengut“) und burschenschaftsbeladene Wissenschaftsbetrieb „geschmückt“ werden soll. Egal ob dies mit dem Namen von Georg Elser, der Geschwister Scholl oder mit dem Namen eines anderen Opfers der Nationalsozialisten. Nicht einmal die Vorstellung, dass z.B. solche Bezeichnungen wie „Bajuwarische Verbindung an der Geschwister-Scholl-Universität“ oder „Studentenverbindung Germania an der Georg-Elser-Universität“ Realität dadurch werden könnten, verleiht sie dazu, die Namen der Ermordeten vor solchen wissenschaftlichen Einrichtungen zu schützen.

Georg Elser, Geschwister Scholl und ALLE andere Opfer und Gegner des Deutschen Kollektivs (mit oder ohne Widerstandsnachweis) verdienen unseren uneingeschränkten, aufrichtigen Respekt und unsere Hochachtung. Sie verdienen den Schutz vor dem Schmutz der Enkelgeneration. Mit allen Mitteln!

Und weil es zum Pflicht eines jedes Massenaufrührers gehört, ist die Gewinnung der deutschen Massen mittels des beliebten Linksdeutschen Ratespiels „die soziale Frage“ oder eben durch die Bildung (Gründung nennt man das) der kommunistischen Avantgarde ein MUSS. Es ist kein Zufall, sondern zwingende Konsequenz, wenn die beiden Kongresse, „SPOG“ und „antid-Kongress“, das gleiche Thema, die gleiche Intention verfolgten: als Abschluss, als Höhepunkt ihrer Gala-Veranstaltungen ließen sie die Katze aus dem Sack:
Bei SPOG hörte sich der Abschluss so an:
Diskussion zu Perspektiven linker Politik: Wie kann man in Deutschland wieder die Soziale Frage stellen, ohne Gefahr zu laufen, dass sie völkisch beantwortet wird?
Wobei die Antwort schon gegeben wurde. Indem man einen Kongress von Deutschen für Deutsche organisiert und das Pogrom zum Programm macht.
Und im antid-Kongress hieß es:
Bedingungen und Begriff des Kommunismus: Kommunismus – oder die Notwendigkeit einer Menschwerdung der Deutschen.
Während sie „den Arabern“, „den Islamisten“ und deren „Zentren“ Flächenbombardements an den Hals wünschen, nehmen sie gegenüber ihren Volksgenossen eine devote, eine völkische Haltung ein. Die Notwendigkeit, die sie meinen, ist der Drang nach Rehabilitierung ihre Taten. Dafür würden sie durchs Feuer gehen oder gar Kommunisten werden. Da ist keine Aufopferung zu viel.
Wenn also die Deutschen anfangen zu menscheln, ist die Bedingung für den Kommunismus geschaffen. Der Rest ist nur Begriff, was bekanntlich von Be-Greifen kommt. Fragt sich nur, wen sie diesmal zum Greifen aussuchen werden!
Und vor allem, endlich menschelnde Zustände. Bis ins tiefe Kreuzberg. Lauter Gutdeutsche, ohne lästige Türken und andere „Gesichtspelzträger“ (Sokolowsky, konkret). Wo endlich mal deutsch gesprochen wird. Wo man endlich einen Edelwein gemütlich genießen kann, ohne dies vorher ideologisch durch ellenlange Erklärungen über Hedonismus und individuelles Glück rechtfertigen zu müssen. Wenn das nicht das Paradies auf deutscher Erde bedeutet.
Der Braten ist bereits schon gerochen. Andere „Antideutsche“, z.B. von der Frankfurter Rundschau, griffen bei der erstbesten Gelegenheit die Chance auf:

Interview mit Paul Spiegel:

FR: In Berlin häufen sich Angriffe gegen Menschen, die als Juden erkennbar sind. Die Polizei stellt fest, dass die Täter in der Regel junge Araber oder arabischstämmige Menschen sind. Bedeutet das, dass der Nahost-Konflikt in Deutschland seine Fortsetzung findet?
Spiegel: Er findet in Europa längst seine Fortsetzung. Wenn wir die Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen oder Personen zum Beispiel in Frankreich sehen, ist das ein Beweis. Es gibt großen Anlass zur Sorge.
Die FR hat natürlich ganz andere Sorgen (das Ansehen der Deutschen und ihrer Heimat) und greift die einmalige Gelegenheit auf:
FR: Ist damit die Vorstellung überholt, dass die antisemitische Gefahr in der Bundesrepublik vor allem von rechtsextremen und fremdenfeindlichen Deutschen ausgeht?
Der Versuch der FR, die Deutschen endlich freizusprechen, scheitert. Der Gefragte bleibt stur und stellt die Tatsachen wieder auf die Füsse. Wie all die Jahre davor:
Spiegel: Nein. Wir wissen, dass die Einstellung von islamistischen Terrorgruppen und die von rechtsradikalen Gruppen gegen Juden und gegen Israel sich hier an einer Schnittstelle begegnen. Wir haben schon vor Jahren davor gewarnt, dieses Zusammenspiel nicht ernst zu nehmen.

Mit der neuen (anti)deutschen Welle bleibt die schonungslose Kritik an Deutschland, an der deutschen Population und ihrem Treiben auf der Strecke. Von der Zerschlagung dieses Gebildes ganz zu schweigen.
Deswegen ist und bleibt als Voraussetzung für jegliche emanzipatorische Perspektive die Auflösung der deutschen Kollektive, die Bekämpfung von deutschen Bewegungen „man muss nicht jede Mülltonne beschnüffeln, man wird davon nicht schlau, es wird einem schlecht“ (W. Pohrt).
Bis dahin tun wir gut daran, deren Zusammenrottung zu stören und zu denunzieren.


Café Morgenland                                  16.07.2003

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