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Die antisemitischen Flammen ersticken diesmal in Babenhausen!
Solidarität mit Tony Abraham Merin !

In der Nacht zum 1 .Mai '97 gegen 5.00 Uhr morgens wurde in Babenhausen/Hessen der (national)revolutionäre Feiertag auf besonders deutsche Art und Weise begangen: Die Häuser eines bis 1993 dort lebenden Juden wurden abgebrannt. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Nachdem Tony Abraham Merin 1993 nach Jahren des antisemitischen Terrors Babenhausen verlassen hatte, wurde nun sein Besitz mit antisemitischen Parolen und Hakenkreuzen beschmiert und abgebrannt: damit er nie wieder zurückkehren kann. Die in Babenhausen ansässige Bevölkerung wollte Merin schon immer los werden, "weil er ein Jude ist. Und Juden haben bei uns nicht zu suchen", wie Passantlnnen es 1993 dem ZDF gegenüber zu artikulieren wußten. Und was sie gewollt haben, haben sie bekommen: mit anonymen telefonischen Morddrohungen, mit Iebensbedrohlichen Attentaten wie dem Lösen der Radmuttern an seinem Auto, mit demonstrativen Gesten wie zum Himmelfahrts-Vatertag 1992, als zwei Dutzend Jugendliche mit einem Traktor vor seinem Haus auf und ab fuhren und antisemitische Parolen grölten und den Hitlergruß zeigten. Den Rest besorgten die Verwaltung, der Bürgermeister und das Stadtparlament: Sie versuchten, Merin das Grundstück zu Schleuderpreisen abzukaufen. "Ich verkaufe meine Häuser nicht zu Kristallnachtspreisen", kommentierte Merin diese Strategie. Und selbstverständlich ist nicht Merin das Opfer, sondern die Babenhausener Volksgemeinschaft: "Er verlangt, daß wir vor ihm stramm stehen, bloß weil er ein Jude ist", sagt der Bürgermeister und Verrät zugleich seine Vorstellung davon, wie ein Jude vor ihm zu stehen habe. Daß Merin darüber hinaus für ein wohlhabenden Mann gehalten wird und einer ist, der sich nicht den Mund verbieten läßt, der "frech" ist und sich nichts bieten läßt - ist nur noch Verstärkung fürs antisemitische Ressentiment. Mit solchen Juden können Deutsche weder ihr "Shoah-Business" betreiben noch irgendwelche Erinnerungsfestspiele veranstalten.
So mußte der letzte noch lebende Jude in Babenhausen aus dem Ort wegziehen und einen der seit "damals" üblichen Wege nehmen - in der USA. Wie das aktuelle Ereignis zeigt, in weiser Voraussicht.
Trotz der Vertreibung kommt der antisemitische Mob von Babenhausen nicht zur Ruhe - und das ist keine Überraschung: Der Jude geht, der Antisemitismus bleibt, wie in Babenhausen so auch in jedem anderen deutschen Dorf, in jeder Kleinstadt, in jeder Stadt. So wurde auch der Jüdische Friedhof von Babenhausen geschändet, so wurden auch vier Jahre nach Merins Weggang seine Häuser angezündet. Der in Deutschland eben nicht eliminierte eliminatorische Antisemitismus vernichtet auch die Spuren der Anwesenheit von Juden auf deutschem Boden. Nichts wird vergessen in Deutschland: Man verzeiht den Juden den Holocaust nicht.
Wir rufen dazu auf, in Babenhausen gegen die antisemitischen Zustände in Deutschland zu demonstrieren, die mit und ohne Juden ihren mörderischen Lauf nehmen.
Das tun wir nicht in der Hoffnung, daß irgendwelche Babenhäuserlnnen nachdenklich werden; denn wenn die Einmaligkeit der Verbrechen Ihrer Vorfahren nichts bei Ihnen bewegt hat, wird auch unsere Demonstration daran nichts ändern.
Wir wollen einen Ort besuchen, an dem das Verbrennen jüdischen Eigentums wieder als Bagatelle behandelt wird.

Wir wollen gegen das Verschweigen Öffentlichkeit herstellen.
Und nicht zuletzt: Unsere Wut zum Ausdruck bringen und der Bevölkerung von Babenhausen ihre Siegerlaune auf ihrem pfingstsonntäglichen Volksfest ein bißchen verderben.

No more Germany !

MigrantInnengruppen Café Morgenland(F), Köxüz(B), Dirna(HH), Sere Kevir(FR),
Migrantinnengruppe !sol lez ruW! (N/M), MigrantInnenzeitung KöxüZ(HB), Fluchschrift(F),
contradiction (ak kassiber i.a.,B), Gruppe 42(OL), 8.Mai-Gruppe(HH), Projekt Abbrechen (N),
Grevesmühlen-Vorbereitungsgruppe(B), Devrimci Genclik(FR), Feministische Antifa(FR), Gruppe mit
internationalistischen und feministischen Träumen(FR), Südbadisches Aktionsbündnis gegen
Abschiebungen, Redaktion Bahamas(B)