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Babenhausen - nach 20 Jahren ist der antisemitische "Schandfleck" am Rande der
Stadt beseitigt
20 Jahre nach dem antisemitischen
Brandanschlag auf die Häuser von Tony Merin wurden die rechtsradikalen
TäterInnen immer noch nicht gefasst. Das war vorherzusehen, nachdem die
Vermittlungen der Polizei erwartungsgemäß nach einigen Wochen, für alle Täter
und Beteiligten erfreulich und erfolgreich eingestellt wurden.
Seit einiger Zeit ist das Grundstück von Tony Merin an die Stadt verkauft und mitsamt der
ausgebrannten Häuser schleunigst plattsaniert worden. Eine vor allem für die Babenhauser und Sympathisanten mehr als erfreuliche Nachricht, waren diese
ausgebrannten Häuser doch für sie die in Stein gebrannte Anklage an einen
antisemitischen Anschlag vom 1.Mai 1997.
Ab jetzt wird nichts Materielles
mehr an den Brandanschlag von 1997 erinnern. Auch der ansonsten umtriebige
örtliche Barfußgeschichtsverein, dessen Spezialität mit der Babenhauser
antisemitischen Geschichte die Erstellung von Broschüren und Setzen von
Gedenksteinen war, scheint nichts ähnliches zu planen, da die Geschichte der
Verfolgung und Vertreibung des letzten Babenhauser Juden Tony Merin noch nicht
verjährt erscheint.
Die „Merin-Ruine“, wie die Babenhauser die
ausgebrannten Häuser nach 1997 unverhohlen als Tat Tony Merins deuteten, ist
jetzt weg. Das Ergebnis einer 20 Jahre dauernden modernen westdeutschen Arisierung. In Babenhausen bleibt die normale Hetze gegen Migranten und
Flüchtlinge (nach jahrelangem Protest sind sie erfreut über die Schließung der Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen US-Kaserne gegenüber
dem Merin-Anwesen). Es bleibt auch der ganz
normale spießige und gefährliche Mief einer deutschen Kleinststadt.
Und
es überdauern - die kleinen Hakenkreuze (seit 1997) am jüdischen Friedhof,
mittlerweile geschichts-pädagogisch integriert in das Gelände des Babenhauser
Kindergartens.
10.01.2018
Babenhausen - 6
Jahre danach (Cafe Morgenland und Fluchschrift, Juli
2003)
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