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26.08.1944: Rüsselsheimer Mob ermordet amerikanische Soldaten



Es war ein grausamer Mord an wehrlosen Kriegsgefangenen. Doch die Täter waren keine SS-Leute: Hausfrauen, Opel-Arbeiter und andere ganz normale Rüsselsheimer knüppelten am 26. August 1944 eine Gruppe amerikanischer Flieger zu Tode - mit Hämmern, Milchkannen, Flaschen und allem, was sie gerade zur Hand hatten. 60 Jahre später soll ein Mahnmal an die lange Zeit verdrängte Tat erinnern. Doch das Vorhaben ist in Rüsselsheim nicht nur auf Zustimmung gestoßen. Der Einweihung gingen Auseinandersetzungen um die Inschrift der Gedenkstätte voran.

Die acht jungen Soldaten waren zwei Tage zuvor mit ihrem Bomber bei Osnabrück abgeschossen worden. Auf dem Weg in ein Gefangenenlager bei Oberursel müssen sie durch das gerade von der britischen Luftwaffe zerstörte Rüsselsheim. Als zwei Frauen „Schlagt sie tot!" schreien, bildet sich ein hundertköpfiger Mob und hetzt die Soldaten durch die Stadt. An einer Backsteinmauer brechen die acht unter den Hieben zusammen. Ein Gestapo-Mann schießt vier bereits leblosen Amerikanern in den Kopf. Zwei andere überleben, weil sie sich tot stellen. Einige Täter kommen nach Kriegsende vor Gericht: Es gibt fünf Todesurteile und fünf lange Haftstrafen.

Bei dem alliierten Bombenangriff auf Rüsselsheim in der Nacht zuvor, immer als relativierenden Grund für den Mord an den amerikanischen Soldaten angegeben, kamen 198 Menschen ums Leben, darunter 177 Zwangsarbeiter.