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10.12.1941. Die deutsche katholische Kirche schreibt an die Reichsregierung

 

 

»Mit Genugtuung verfolgen wir den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus, vor dem wir deutschen Bischöfe in zahlreichen Hirtenbriefen vom Jahre 1921 bis 1936 die Katholiken Deutschlands gewarnt und zur Wachsamkeit aufgefordert haben. [...]«
Aus der Denkschrift des deutschen Episkopates vom 10.12.1941 an die Reichsregierung

»Die Beurteilung des Bolschewismus muß von der Tatsache ausgehen, daß es sich beim Bolschewismus letztlich um eine Geisteshaltung handelt, deren Kennzeichen sind: Entpersönlichung des Menschen, Entgeistigung der Kultur, Umwertung der weltanschaulichen und sittlichen Begriffe von Wahrheit und Gerechtigkeit im Dienst einer Gruppe jüdisch geleiteter Terroristen.«     Erzbischof Dr. Conrad Gröber

"Erzbischof Conrad Gröber veröffentlichte im März 1941 einen antisemitischen Hirtenbrief, in dem er den Juden vorwarf, am Tod Jesu schuld zu sein, und gab unter Berufung auf das Matthäus-Evangelium zu verstehen, dass die damaligen Ausschaltungsmaßnahmen der Deutschen gerechtfertigt seien: »Über Jerusalem gellt indessen der wahnsinnige, aber wahre Selbstfluch der Juden: >Sein Blut komme über uns und unsere Kinder! < Der Fluch hat sich furchtbar erfüllt. Bis auf den heute laufenden Tag.«  Warum wurde dieser deutsche Bischof nicht von den anderen deutschen Bischöfen zurechtgewiesen? Warum nicht von Pius XII. ? Das wird vielleicht verständlicher, wenn wir berücksichtigen, was der antisemitische Pius XII. der Civiltà cattolica alles zu veröffentlichen erlaubte und dass er es für nötig erachtete, im Juni 1943, auf dem Höhepunkt des Massenmords, in seiner Enzyklika Mystici Corporis Christi den Gottesmord-Vorwurf erneut heraufzubeschwören und das »alte Gesetz« als »todbringend« anzufechten."

"Mit dem Konkordat (1943 zwischen NS-Deutschland und dem Vatikan abgeschlossen) erklärte die Kirche selbst sich zur offiziellen Komplizin vieler Verbrechen des Regimes Das Konkordat wurde, auch wenn Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) das zum Zeitpunkt der Verhandlungen nicht beabsichtigt hatte, zum stillschweigenden Pakt, der ihn, den Vatikan und die deutsche Kirche an die deutsche Regierung fesselte, deren verbrecherischer Charakter mit den antisemitischen Gesetzen, der Schaffung und stetigen Ausweitung des brutalen Konzentrationslagersystems und schließlich mit dem Massenmord immer deutlicher zu Tage trat. Dies gilt auch im Hinblick auf die anderen Verbrechen des Regimes in Deutschland, etwa die Verfolgung und Einkerkerung von Kommunisten, Schwulen und anderen. In einem seltenen Moment der Einsicht und Ehrlichkeit hat der antisemitische Erzbischof Gröber nach dem Krieg erklärt, mit dem Konkordat habe die Kirche die deutschen Katholiken und die übrige Welt getäuscht.
Im allgemeinsten Sinne war die katholische Kirche wohl dadurch in das Verbrechen verwickelt, dass sie das Motiv für viele der Verbrecher lieferte."

"Es gibt unzählige Beispiele dafür, dass die Kirche zu radikalen judenfeindlichen Aktionen anstachelte. Am 30. Januar 1939, dem Tag, an dem Hitler der Welt verkündete, er wolle, falls es zu einem Krieg käme, das jüdische Volk vernichten, verleumdete Erzbischof Gröber, einer der geachtetsten und einflussreichsten katholischen Würdenträger in Deutschland, die Juden in einer Weise, die gewöhnliche Deutsche auf den Gedanken bringen konnte, sie sollten Hitlers Prophezeiung wahr machen. Nachdem die Deutschen sechs Jahre lang erbarmungslos und gewaltsam die Juden verfolgt hatten, forderte Erzbischof Gröber das deutsche Volk nicht dazu auf, Mitgefühl mit den gepeinigten Opfern zu zeigen und ihnen zu helfen, sondern erklärte in einem Hirtenbrief, die Juden hätten Jesus gehasst und deshalb gekreuzigt, und ihr »mörderischer Hass setzte sich in den Jahrhunderten fort«. Was mochte ein deutscher Katholik für notwendig erachten, um sich, seine Familie und sein Volk zu schützen, wenn sein Bischof ihn an die jahrein, jahraus verkündete Lehre erinnerte, der angeblich »mörderische« Hass der Juden bedrohe sie alle? Wenn die Juden unablässig Krieg gegen die Deutschen führten, dann wäre es vielleicht nur Notwehr, wenn die Deutschen sich auf einen Krieg einließen, um die Juden auszurotten. Zwischen Hitlers Prophezeiung und der amtlichen Veröffentlichung seines Hirtenbriefs ließ Erzbischof Gröber nicht einmal vierzehn Tage vergehen. Wer an Hitlers Entschlossenheit glaubte - und daran glaubten nahezu alle -, Deutschland auch unter Gewaltanwendung von Juden »freizumachen«, konnte Erzbischof Gröber wahrscheinlich und berechtigterweise so verstehen, dass jener diese Absicht unterstützte."

aus.
Ernst Klee und Willi Dreßen (Herausgeber), "Gott mit uns" Der deutsche Vernichtungskrieg im Osten 1939 - 1945, 1989
Goldhagen, Daniel Jonah,  Die katholische Kirche und der Holocaust, 2002