<<

13.12.1943. Das Massaker von  Kalavryta*, Peloponnes/Griechenland

 


Bei einem Angriff der Partisanen in Nordwesten von Peloponnes auf eine Wehrmachtseinheit, wurden 4 deutsche Soldaten getötet, 4 weitere verletzte zurückgelassen und 78 weitere gefangen genommen. Die Partisaneneinheit zog sich in das südlich von Kalavryta gelegene Mazeika zurück. Ein Monat lang verhandelten die Partisanen – unter Vermittlung des Metropoliten von Patras – über einen möglichen Austausch der Gefangenen gegen griechische Geiseln, ohne Erfolg (wg. der Quote): Die Deutschen wollten ein 1:1 Austausch, die Partisanen wollten die Einhaltung der "Sühne-Quote", 1:100. Generalmajor von LeSuire befahl die Jagd auf die Partisanen, die ihrerseits die Gefangenen erschossen. Als Vergeltung drangen am 8. Dezember die ersten Einheiten der 117. ID (ehemals 717. ID) nach Kalavryta und Umgebung ein. Sie steckten "nur" ein Hotel und ein paar Häuser von "Partisanenhelfer" in Brand und führten isolierte Plünderungen durch, was zu der Annahme bei der Bevölkerung führte, dass das schlimmste vorbei sei. Dies hatte zur Folge, dass kaum Bewohner aus der Stadt flüchteten.
Am Morgengrauen des 13.Dezembers erging plötzlich der Befehl an die Bevölkerung des Ortes, sich in der Schule zu versammeln. Dort wurden die "wehrfähigen" Männer von den Frauen und den Kindern getrennt. Die Frauen und Kinder wurden in der Schule eingesperrt, die Männer und halbwüchsigen Knaben – der jüngste war 12 Jahre alt – an einen Ort oberhalb von Kalavryta abgeführt und schließlich aus dem Hinterhalt mit Maschinengewehren niedergemacht, nachdem ihnen vorher die Zusicherung gegeben worden war, es würde ihnen nichts geschehen. Von den über 1.300 ermordeten, überlebten nur 13 das Massaker, man ließ die scheinbar Toten liegen. Die Frauen und Kinder wurden verschont und konnten fliehen. Bei der heute noch erzählten Geschichte, man habe die Frauen und Kinder im Schulhaus verbrennen wollen, ein österreichischer (oder elsässischer) Soldat, der vor dem Haus Wache stand, habe sie aber befehlswidrig vor diesem Schicksal gerettet und sei dafür standrechtlich erschossen worden, handelt es sich um eine Legende**.


* Über Vorgeschichte und Verlauf dieser (an der Zahl der Toten gemessen) schrecklichsten "Sühnemaßnahme" der Wehrmacht in Griechenland ist eine ganze Reihe ungenauer und phantasievoll ausgeschmückter Berichte im Umlauf. So heißt es etwa in einem Griechenland-Reisebuch, die deutsche Soldaten hätten dort 1.436 Einwohner "verbrannt, erschossen, erstochen, erwürgt" (dem Autor war offenbar das einfache Erschießen nicht genug).

** In mehreren deutschen Publikationen hat es dieser erfundene „Märtyrer“ nichtsdestoweniger bis zu einem Denkmal in Kalavryta gebracht, so in einem viel benutzten Reisehandbuch: Jeanette Choisi (Hrsg.), Griechenland, Hamburg 1988, S. 229. und nach diesem Phantom-Denkmal werden die peinlich berührten Kalavrytaner immer wieder von deutschen Touristen gefragt