Bei einem Angriff der Partisanen in Nordwesten von Peloponnes auf eine
Wehrmachtseinheit, wurden 4 deutsche Soldaten getötet, 4 weitere verletzte
zurückgelassen und 78 weitere gefangen genommen. Die Partisaneneinheit zog
sich in das südlich von Kalavryta gelegene Mazeika zurück. Ein Monat lang
verhandelten die Partisanen – unter Vermittlung des Metropoliten von
Patras – über einen möglichen Austausch der Gefangenen gegen griechische
Geiseln, ohne Erfolg (wg. der Quote): Die Deutschen wollten ein 1:1
Austausch, die Partisanen wollten die Einhaltung der "Sühne-Quote", 1:100.
Generalmajor von LeSuire befahl die Jagd auf die Partisanen, die
ihrerseits die Gefangenen erschossen. Als Vergeltung drangen am 8.
Dezember die ersten Einheiten der 117. ID (ehemals 717. ID) nach Kalavryta
und Umgebung ein. Sie steckten "nur" ein Hotel und ein paar Häuser von
"Partisanenhelfer" in Brand und führten isolierte Plünderungen durch, was
zu der Annahme bei der Bevölkerung führte, dass das schlimmste vorbei sei.
Dies hatte zur Folge, dass kaum Bewohner aus der Stadt flüchteten.
Am Morgengrauen des 13.Dezembers erging plötzlich der Befehl an die
Bevölkerung des Ortes, sich in der Schule zu versammeln. Dort wurden die
"wehrfähigen" Männer von den Frauen und den Kindern getrennt. Die Frauen
und Kinder wurden in der Schule eingesperrt, die Männer und halbwüchsigen
Knaben – der jüngste war 12 Jahre alt – an einen Ort oberhalb von
Kalavryta abgeführt und schließlich aus dem Hinterhalt mit
Maschinengewehren niedergemacht, nachdem ihnen vorher die Zusicherung
gegeben worden war, es würde ihnen nichts geschehen. Von den über 1.300
ermordeten, überlebten nur 13 das Massaker, man ließ die scheinbar Toten
liegen. Die Frauen und Kinder wurden verschont und konnten fliehen. Bei
der heute noch erzählten Geschichte, man habe die Frauen und Kinder im
Schulhaus verbrennen wollen, ein österreichischer (oder elsässischer)
Soldat, der vor dem Haus Wache stand, habe sie aber befehlswidrig vor
diesem Schicksal gerettet und sei dafür standrechtlich erschossen worden,
handelt es sich um eine Legende**.
* Über Vorgeschichte und Verlauf dieser (an der Zahl der Toten gemessen)
schrecklichsten "Sühnemaßnahme" der Wehrmacht in Griechenland ist eine
ganze Reihe ungenauer und phantasievoll ausgeschmückter Berichte im
Umlauf. So heißt es etwa in einem Griechenland-Reisebuch, die deutsche
Soldaten hätten dort 1.436 Einwohner "verbrannt, erschossen, erstochen,
erwürgt" (dem Autor war offenbar das einfache Erschießen nicht genug).
** In mehreren deutschen Publikationen hat es dieser erfundene „Märtyrer“
nichtsdestoweniger bis zu einem Denkmal in Kalavryta gebracht, so in einem
viel benutzten Reisehandbuch: Jeanette Choisi (Hrsg.), Griechenland,
Hamburg 1988, S. 229. und nach diesem Phantom-Denkmal werden die peinlich
berührten Kalavrytaner immer wieder von deutschen Touristen gefragt
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