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01.07.1941. Einmarsch der Deutschen in Lwow



Die Deutschen rückten am Morgen des 1. Juli 1941 in Lwow ein.
Die Deutschen marschieren, singen und verbreiten Angst und Schrecken. Niemand wagt sich auf die Straße. An jeder Ecke steht eine deutsche Patrouille. Ein Faschist macht vor einem Haufen städtischen Gesindels, das sich um ihn geschart hat, die Geste des Aufhängens. Dabei schreit er ununterbrochen: "Juden kaputt". Das ist lustig, alle lachen.

Es begann die Jagd auf die Juden. Die ortsansässigen Faschisten holten, in Begleitung von Gestapo-Leuten, die Juden aus ihren Wohnungen heraus und brachten sie in die Lwower Gefängnisse und Kasernen.
Vor den jeweiligen Einlieferungsorten rissen sie ihnen Kleidungsstücke herunter, raubten ihre Wertsachen und Geld. Die Faschisten prügelten die Leute bis aufs Blut und verhöhnten sie auf jede erdenkliche Weise. Man zwang sie, mit der Zunge den Fußboden abzulecken und mit einer Hühnerfeder die Fenster zu säubern.
Die Juden wurden in einer Reihe aufgestellt und dann gezwungen, sich gegenseitig zu schlagen. Wenn den SS-Leuten die Schläge nicht kräftig genug ausfielen, zogen sie das jeweilige Opfer aus der Reihe und demonstrierten an ihm, wie man jemanden totschlägt. Alle anderen mußten sich unter dem Gelächter der Henker gegenseitig auf die Wangen schlagen. Dann wurden alle erschossen.

Während der ersten Aktion - sie erhielt die Bezeichnung "blutiger Dienstag" - wurden 5000 Juden umgebracht.
Die unglücklichen Menschen waren noch nicht wieder zur Besinnung gekommen, als man bereits am Donnerstag, dem 5. Juli, abermals begann, Männer und Frauen, angeblich zur Arbeit, zusammenzutreiben. Sie wurden auf einen Platz an der Pelczynska-Straße gejagt und von dort aus alle nach zwei qualvollen Tagen zum Erschießen geführt. Einigen Männern gelang es zu fliehen. Die SS-Leute raubten aus den Wohnungen alles, was ihnen gefiehl, und verluden es auf Lastwagen.
Die ersten Pogrome und Raubzüge wurden von der deutschen Wehrmacht ausgeführt.
Ihnen folgten die Gestapo-Leute und ein Stab von Beamten - der Apparat der deutschen Verwaltung.


aus:
Wassili Grossmann, Ilja Ehrenburg (Herausgeber)
Das Schwarzbuch, Der Genozid an den sowjetischen Juden
(in deutscher Sprache herausgegeben von Arno Lustiger), 1994