RAUTER, Hanns Albin (1895-1949), Höherer SS- und Polizeiführer in den
Niederlanden.
In Klagenfurt als Sohn eines Forstrats geboren, begann Rauter 1912 ein
Ingenieurstudium, das er wegen des Beginns des Ersten Weltkriegs
unterbrechen mußte. Nach Kriegsende, mittlerweile im Rang eines
Oberleutnants, schloß sich Rauter bis 1923 den Freikorps an. Anschließend
setzte er sein Studium fort, allerdings ohne einen Abschuß zu erreichen.
Rauter war ein aktives Mitglied der österreichischen rechtsradikalen
Szene, u.a. gehörte er zu den Mitbegründern des Steirischen
Heimatschutzes. 1933 floh er aus Österreich nach Deutschland, betätigte
sich von 1933 bis 1935 in der SA, um dann in die SS überzutreten. 1937
wurde er Abschnittsfüher im SS-Oberabschnitt Elbe. Er wurde zum Mitglied
des Reichstags ernannt.
In der deutschen Besatzungsverwaltung in den Niederlanden nahm Rauter eine
wichtige Stellung ein: Als Höherer SS- und Polizeiführer war er zugleich
Generalkommissar für das Sicherheitswesen. Rauter führte nicht nur die in
den Niederlanden eingesetzten deutschen SS- und Polizeibeamten, sondern
hatte auch die Aufsicht über die niederländische Polizei. Er stellte eine
niederländische SS auf. Je mehr sich die deutsche Besatzungsmacht auf das
Machtmittel der Polizei stützen mußte, desto wichtiger wurde die Stellung
Rauters. Als es Anfang 1941 zu Ausschreitungen gegen die Nationaal
Socialistische Beweging kam, ließ Rauter 425 Juden als Geiseln festnehmen
und in das Konzentrationslager Mauthausen deportieren, wo sie ermordet
wurden. Die darauf in den Niederlanden einsetzende Streikwelle wurde von
Rauter brutal niedergeschlagen. Auch die großen Streikaktionen vom April
und Mai 1943 wurden durch Rauters persönlichen Einsatz gewaltsam beendet.
Bei der Unterdrückung des niederländischen Widerstandes bediente sich
Rauter immer brutalerer Mittel.
Rauter war der Hauptverantwortliche für die Deportation der Juden aus den
Niederlanden, die zum ganz überwiegenden Teil in den Vernichtungslagern
ermordet wurden. Mit großer Energie versuchte Rauter, untergetauchte Juden
aufzuspüren. In bestimmten Zweifelsfällen, so etwa bei ehemaligen
jüdischen Angehörigen der Mussert-Bewegung oder bei unentbehrlichen
Arbeitskräften, behielt er sich die Entscheidung über die Deportation
persönlich vor.
In einem an Himmler gerichteten Bericht vom 2. März 1944 meldete er die
Niederlande als »judenfrei«, bis auf die in »Mischehen« lebenden oder
untergetauchten Juden. Insgesamt waren 107 000 Juden deportiert
worden, von denen nur etwas mehr als 5000 überlebt haben.
Rauter, der im Juli 1944 zum General der Waffen-SS ernannt worden war,
wurde im März 1945 durch einen Anschlag der Widerstandsbewegung schwer
verletzt. 1945 wurde er an die Niederlande ausgeliefert, zum Tode
verurteilt und im März 1949 hingerichtet.
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