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26.05.1941.
Das Polizeibataillon 101 quält, ermordet und deportiert die jüdische Bevölkerung in Miedzyrzecz


Die Deutschen und ihre Helfer handelten bei der Auflösung der Ghettos nicht nur vorsätzlich brutal - insbesondere was ihre routinemäßigen Vorgehensweisen betrifft -, sondern sie taten den Juden überrfüssige Gewalt an und quälten sie in unnötigem Maße. Manchmal waren die Handlanger, die die Juden leiden ließen, osteuropäische Hiwis der Deutschen, so etwa bei den Deportationen von Miedzyrzecz, als die Hiwis, offensichtlich durch die Gewalttätigkeit der Deutschen beeinflußt, die Juden mit Peitschen prügelten. Jede öffentlich begangene Brutalität der Hiwis an den Juden war erlaubt, wenn nicht sogar von den Deutschen gefördert. Sie hatten die Hiwis völlig unter Kontrolle, so daß auch diese Exzesse mitgezählt werden sollten, bewertet man die Behandlung der Juden durch die Deutschen. Die Ereignisse auf dem Marktplatz während der letzten großen Deportation aus Miedzyrzecz sind dafür beispielhaft: Die Deutschen zwangen die Juden, auf dem Boden zu sitzen oder eng aneinandergekauert da zu hocken. Das folgende Photo zeigt eine ähnliche Szene, aufgenommen während einer anderen Deportation aus Miedzyrzecz.



Männer des Polizeibataillons 101 bewachen am 26. Mai 1943 Juden aus Miedzyrzecz,
um sie anschließend nach Majdanek zu deportieren.
Dort brachten Angehörige des Polizeibataillons 101 und andere sie im November 1943
im Rahmen der »Operation Erntefest« um.


Die Juden beteten und weinten und verursachten daher einen ziemlichen Lärm. Das störte ihre deutschen Herren: »Zwischendurch schlugen die Hiwis mit Gewehrkolben auf die Menschen ein, damit Ruhe herrsche. Die SD-Leute hatten geflochtene Peitschen, von der Art, wie Reitpeitschen sind. Sie gingen durch die Reihen der am Boden sitzenden Menschen und schlugen manchmal mit Wucht zu.«
Die Männer des Polizeibataillons 101 ließen sich von ihren osteuropäischen Helfern nicht übertreffen. Obwohl sie die Juden in Miedzyrzecz auf so überflüssige und willkürliche Weise erniedrigten und quälten, werden diese Taten in ihren Zeugenaussagen nicht erwähnt. Die Darstellungen der überlebenden Opfer ergeben dagegen ein anderes, genaueres und aufschlußreicheres Bild. Die Überlebenden stimmen überein, daß die Deutschen tatsächlich unglaublich brutal waren, daß ihre Grausamkeit an diesem Tag böswillig war und zeitweise in Sadismus umschlug. Auf dem Marktplatz, wo sie sich stundenlang niederlassen mußten, wurden die Juden »verspottet« und »getreten«. Einige der Deutschen veranstalteten ein »Spiel, indem sie mit Äpfeln warfen; wer von einem Apfel getroffen wurde, wurde ermordet«. Dieses »Vergnügen« wurde am Bahnhof fortgesetzt, diesmal mit leeren Schnapsflaschen. »Über die Köpfe der Juden hinweg wurden Flaschen geworfen, wer immer von einer Flasche getroffen wurde, wurde aus der Menge herausgezerrt und unter stürmischem Gelächter mörderisch verprügelt.« Anschließend luden sie die Toten zusammen mit den Lebenden in Güterwaggons, die nach Treblinka fahren sollten.

aus:
Daniel Jonah Goldhagen,
Hitlers willige Vollstrecker, Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, 1998, S. 304-307