Aktenvermerk Bormanns über ein Gespräch bei Hitler
Geheim!
Berlin, den 2.10.1940, Bo-An.
Aktenvermerk.
[...] Am 2.10.1940 entspann sich nach Tisch in der Wohnung des Führers
eine Unterhaltung über den Charakter des Gouvernements, über die
Behandlung der Polen [...]
Der Führer nahm nun grundsätzlich zu dem Gesamtproblem in folgender Weise
Stellung:
Die Menschen des Generalgouvernements, die Polen also, seien nun nicht
qualifizierte Arbeiter wie unsere deutschen Volksgenossen und sollten es
auch gar nicht sein; sie müßten, um leben zu können, ihre eigene
Arbeitskraft, d.h. sozusagen sich selbst exportieren. Die Polen müßten
also nach dem Reich kommen und dort Arbeit in der Landwirtschaft, an
Straßen und sonstigen niedrigen Arbeiten leisten, um sich dadurch ihren
Lebensunterhalt zu verdienen; ihr Wohnsitz bliebe aber Polen, denn wir
wollten sie ja gar nicht in Deutschland haben und wollten gar keine
Blutsvermischung mit unseren deutschen Volksgenossen.
Der Führer betonte weiter, der Pole sei, im Gegensatz zu unserem deutschen
Arbeiter, geradezu zu niedriger Arbeit geboren; unserem deutschen Arbeiter
müßten wir aber alle Aufstiegsmöglichkeiten gewähren, für den Polen komme
dies keinesfalls in Frage. Das Lebensniveau in Polen müsse sogar niedrig
sein bzw. gehalten werden. Das Generalgouvernement solle nun keinesfalls
ein abgeschlossenes und einheitliches Wirtschaftsgebiet werden, das seine
notwendigen Industrie-Produkte ganz oder zum Teil selbst erzeuge, sondern
das Generalgouvernement sei unser Reservoir an Arbeitskräften für niedrige
Arbeiten (Ziegeleien, Straßenbau usw. usw.). Man könnte, betonte der
Führer, in den Slawen nichts anderes hineinlegen, als was er von Natur aus
sei. Während unser deutscher Arbeiter von Natur aus im allgemeinen
strebsam und fleißig sei, sei der Pole von Natur aus faul und müsse zur
Arbeit angetrieben werden. Im übrigen fehlten die Voraussetzungen dafür,
daß das Gouvernement ein eigenes Wirtschaftsgebiet werden könne, es
fehlten die Bodenschätze, und selbst wenn diese vorhanden wären, seien die
Polen zur Ausnützung dieser Bodenschätze unfähig. Der Führer erläuterte,
wir brauchten im Reich den Großgrundbesitz, damit wir unsere Großstädte
ernähren könnten; der Großgrundbesitz wie die übrigen landwirtschaftlichen
Betriebe brauchten zur Bestellung und zur Ernte Arbeitskräfte, und zwar
billige Arbeitskräfte. Sowie die Ernte vorbei sei, könnten die
Arbeitskräfte nach Polen zurück. Wenn die Arbeiter in der Landwirtschaft
das ganze Jahr tätig wären, würden sie einen großen Teil dessen, was
geerntet würde, selber wieder essen, deswegen sei es durchaus richtig,
wenn aus Polen zur Bestellung und Ernte Saison-Arbeiter kämen. - Wir
hätten auf der einen Seite überbesiedelte Industriegebiete, auf der
anderen Seite Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft usw. Hierfür
würden die polnischen Arbeiter gebraucht. Es sei also durchaus richtig,
wenn im Gouvernement eine starke Übersetzung an Arbeitskräften vorhanden
sei, damit von dort aus wirklich alljährlich die notwendigen Arbeiter in
das Reich kämen. - Unbedingt zu beachten sei, daß es keine »polnischen
Herren« geben dürfte; wo polnische Herren vorhanden seien, sollten sie, so
hart das klingen möge, umgebracht werden.
Blutlich dürften wir uns natürlich nicht mit den Polen vermischen; auch
daher sei es richtig, wenn neben den polnischen Schnittern auch polnische
Schnitterinnen in das Reich kämen. Was diese Polen dann untereinander in
ihren Lagern trieben, könne uns gänzlich gleichgültig sein, kein
protestantischer Eiferer solle in diese Dinge seine Nase stecken. Noch
einmal müsse der Führer betonen, daß es für die Polen nur einen Herren
geben dürfe und das sei der Deutsche; zwei Herren nebeneinander könne es
nicht geben und dürfe es nicht geben, daher seien alle Vertreter der
polnischen Intelligenz umzubringen. Dies klinge hart, aber es sei nun
einmal das Lebensgesetz.
Das Generalgouvernement sei eine polnische Reservation, ein großes
polnisches Arbeitslager. Auch die Polen profitierten davon, denn wir
hielten sie gesund, sorgten dafür, daß sie nicht verhungerten usw.; nie
dürften wir sie aber auf eine höhere Stufe erheben, denn sonst würden sie
lediglich zu Anarchisten und Kommunisten. Für die Polen sei es auch daher
durchaus richtig, wenn sie ihren Katholizismus behielten; die polnischen
Pfarrer bekämen von uns ihre Nahrung, und dafür hätten sie ihre Schäfchen
in der von uns gewünschten Weise zu dirigieren. Die Pfarrer würden von uns
bezahlt, und dafür hätten sie zu predigen, wie wir es wünschten. Wenn ein
Pfarrer dagegen handle, sei ihm kurzer Prozeß zu machen. Die Pfarrer
müßten die Polen also ruhig dumm und blöd halten, dies läge durchaus in
unserem Interesse; würden die Polen auf eine höhere Intelligenzstufe
gehoben, dann seien sie nicht mehr die Arbeitskräfte, die wir benötigen.
Im übrigen genüge es, wenn der Pole im Gouvernement einen kleinen Garten
besitze, eine große Landwirtschaft sei gar nicht notwendig; das Geld, das
der Pole zum Leben benötige, müsse er sich durch Arbeit in Deutschland
verdienen. Diese billigen Arbeitskräfte benötigen wir nun einmal, ihre
Billigkeit käme jedem Deutschen, auch jedem deutschen Arbeiter zugute.
[...]
aus:
Ernst Klee und Willi Dreßen (Herausgeber)
"Gott mit uns" Der deutsche Vernichtungskrieg im Osten 1939 - 1945, 1989
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