Mit den letzten Transporten aus den
inzwischen geräumten Ghettos von Wilna, Minsk und Lida im
"Reichkommissariat Ostland" kamen in der zweiten Hälfte des Septembers
1943 14000 Juden. Damit erhöhte sich die Summe der in Sobibor insgesamt
ermordeten Juden auf annähernd 250 000.
Wiederholt gab es Fluchtversuche aus dem Lager, einige waren erfolgreich.
Als Vergeltung wurden Dutzende von Häftlingen hingerichtet. Im Sommer 1943
legte die SS zur Verhinderung weiterer Ausbruche und zum Schutz vor
Partisanenangriffen rund um das Lager einen Minengürtel an. Im Juli und
August desselben Jahrs bildete sich unter den jüdischen Häftlingen in
Sobibor eine Untergrundgruppe unter Führung von Leon Feldhendler, dem
früheren Vorsitzenden des Judenrates in Zoikiew, einer Stadt in
Ostgalizien. Die Gruppe plante einen Aufstand und eine Massenflucht aus
dem Lager. In der zweiten Septemberhälfte wurden sowjetisch-jüdische
Kriegsgefangene aus Minsk ins Lager gebracht, darunter Leutnant Alexander
Petscherski. Die Untergrundgruppe übertrug ihm das Kommando, Feldhendler
war sein Stellvertreter. Die Häftlinge planten, die SS-Männer zu töten,
Waffen in ihren Besitz zu bringen und sich den Weg aus dem Lager
freizukämpfen. Der Aufstand begann am 14. Oktober 1943, in seinem Verlauf
wurden elf SS-Männer und mehrere Trawniki-Männer getötet. Fast 300
Häftlinge konnten fliehen, aber die meisten fielen den Verfolgern zum
Opfer. Auch diejenigen, die sich nicht am Aufstand beteiligt hatten und im
Lager geblieben waren, wurden umgebracht. Etwa 50 Entflohene erlebten das
Ende des Kriegs.
Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde Sobibor aufgelöst. Bis Ende
1943 waren alle Spuren beseitigt. An Stelle des Lagers wurde ein Bauernhof
errichtet und von einem Mitglied der Lagerwachen bewirtschaftet.
Im Sommer 1944 wurde das Gebiet von der sowjetischen Armee und von Truppen
der polnischen Volksgarde (siebe GWARDIA LUDOWA) befreit.
siehe
Enzyklopädie des Holocaust, Band III |