<<

22.09.1942. "Die Zahl der Exekutierten belief sich auf 705 Personen,...auf 203 Männer, auf 372 Frauen, auf 130 Kinder... Bei der Aktion Borky wurde an Munition verbraucht: Gew.-Mun. 786 Schuß, Pistol.-Mun. 2496 Schuß..."



Aus dem Erfahrungsbericht des stellvertretenden Führers der 10. Kompanie des 3. Bataillons des 15. Polizeiregiments über die Vernichtung der Ortschaft Borki in der Zeit vom 22.9.-26.9.42


O. U., den 28. September 1942

Am 21.9,42 erhiell die Kompanie den Auftrag, die Ortschafft Borky, 7km ostwärts Mokranie zu vernichten.
In den Nachtstunden desselben Tages wurden die Züge der Komp. über einen bevorstehenden Einsatz in Kenntnis gesetzt. Vorbereitungen waren zu treffen.
Die Zahl der Kraftfahrzeuge reichte voll aus, um am 22.9. sämtliche Züge und den unterstellten Zug der 9. Komp. verlastet zum Sammelpunkt Mokranie zu bringen. Die Fahrt verlief reibungslos. Ausfälle waren nicht zu verzeichnen. Die für die durchzuführende Aktion erforderlichen Panjewagen wurden rechtzeitig bereitgestellt, sodaß sie das Marschziel Borky zur befohlenen Zeit erreichten. Bei der Bereitstellung der Panjewagen wurden einige unwillige Bauern namentlich festgestellt, deren Bestrafung durch die Komp. veranlaßt ist. Die Durchführung der Aktion verlief planmäßig, doch mußten die einzelnen Abschnitte der Aktion zeitlich verschoben werden. Diese Verschiebung hatte im Wesentlichen folgenden Grund;
Die Karte zeigte die Ortschaft Borky als ein geschlossenes Haufendorf an. Die Wirklichkeit ergab aber, daß diese Siedlung eine Ausdehnung von 6 und 7 km in der Tiefe und Länge hatte. Mit dem Hellwerden erkannte ich diese Tatsache, klappte die Absperrung der Ostseite auf und umfaßte das Dorf zangenförmig unter gleichzeitiger Auseinanderziehung der Postenzwischenräume. Dadurch gelang es mir, alle Bewohner des Dorfes restlos zu erfassen und zum Sammelplatz zu verbringen. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, daß der Zweck des Zusammentreibens der Bevölkerung bis zum letzten Augenblick unbekannt blieb. Auf dem Sammelplatz herrschte Ruhe, und die Zahl der Bewachungskräfte konnte auf ein Minimum beschränkt werden und der weiteren Aktion zur Verfügung stehen. Das Schaufelkommando erhielt die Spaten erst am Exekutionsplatz, auch dadurch blieb die Bevölkerung von dem Bevorstehenden in Unkenntnis. Unauffällig aufgebaute LMG erstickten eine aufkommende Panik im Keime, als die erste» Schüsse von dem 700m entfernten Exekutionsplatz zu hören waren. 2 Männer, die versuchten einen Fluchtversuch zu machen, fielen nach wenigen Schritten unter dem M.G.-Feuer zusammen. Die Exekution begann um 9.00Uhr und hatte um 18.00Uhr ihren Abschluß gefunden. Von 809 Zusammengetriebenen wurden 104 als politisch zuverlässig und deren Angehörige auf freien Fuß gesetzt, darunter befanden sich bewährte Arbeiter des Gutes Mokranie. Die Exekution verlief reibungslos, das Verfahren erwies sich als durchaus zweckmäßig.
Das Sicherstellen des Getreides und Gerätes verlief bis auf die zeitliche Verschiebung planmäßig. Die Zahl der eingesetzten Panjewagen erwies sich als ausreichend, da die Menge an Getreide nicht groß und die Sammelstellen des ungedroschenen Getreides nicht zu weit waren...
Haus- und Ackergeräte wurden im Rahmen der Getreidefuhren mit sichergestellt.
Im folgenden eine zahlenmäßige Übersicht der Exekutierten. Die Zahl der Exekutierten belielf sich auf 705 Personen. Davon fielen:
Auf Männer 203
Auf Frauen 372
Auf Kinder 130.
Die Zahl des zusammengetriebenen Viehes kann nur ungefähr gebracht werden, da eine genaue Übersicht auch an der Sammelstelle nicht gegeben war. Die Zahlen belaufen sich auf folgende:
45 Pferde,
250 Rinder,
65 Kälber,
450 Schweine und Ferkel, 300 Schafe.
Federvieh konnte nur vereinzelt festgestellt werden. Dieses wurde den freigelassenen Bewohnern zur Verfügung gestellt.
An Gerät wurde sichergestellt:
70 Panjewagen,
200 Pflüge und Eggen,
5 Reinigungskasten für Getreide,
25 Häckselmaschinen und anderes Kleingerät.
Sämtliches sichergestellte Getreide, Gerät und Vieh wurde dem Verwalter des Staatsgutes Mokranie übergeben...
Bei der Aktion Borky wurde an Munition verbraucht:
Gew.-Mun. 786 Schuß
Pist.-Mun. 2496 Schuß.
Ausfälle hatte die Kompanie nicht. Ein Wachtm. wurde wegen vermutlicher Gelbsucht ins Lazarett in Brest eingeliefert.

Müller
Oberleutnant d. Sch.
u. stellv. Komp. Führer


aus:
Paul Kohl, Der Krieg der deutschen Wehrmacht und der Polizei 1941-1944. Sowjetische Überlebende berichten, 1995