Am 16. Januar wurden weitere 1240 Juden umgebracht. Die Grausamkeit der
Gestapo-Leute und Polizisten kannte keine Grenzen. Die Mutter von Doktor
Abramson, eine alte schwerhörige Frau von 60 Jahren, hatte den Befehl
nicht gehört und war deshalb nicht sofort aus dem Keller herausgekommen,
in dem sie Unterschlupf gefunden hatte. Da packte sie ein Polizist an den
grauen Haaren und schlug ihr mit dem Säbel den Kopf ab. So, mit dem
ergrauten Haupt in der Hand, präsentierte er sich den Leuten...
Einigen Opfern gelang es, sich in Kellern und auf Dachböden bei Bauern zu
verstecken; viele irrten obdachlos über die Felder. Nicht wenige Leute
erfroren; man fand sie erst, als der Schnee getaut war.
Zu jenen, denen es gelungen war, sich zu verstecken und zu retten,
gehörten auch die Goldman-Kinder. Sie lagen einige Stunden unter dem Bett.
Schließlich sagte der Älteste, ein Junge von 12 Jahren, daß er sich
umsehen wolle, wo der Vater geblieben sei. In diesem Moment trat ein
Polizist ins Zimmer. Er stach mit einem Dolch auf den Jungen ein, der
gerade noch « O weh » hervorbringen konnte und dann verschied.
Als es dunkel wurde, nahm das Mädchen das fünfjährige Brüderchen und floh
zu Bekannten nach Slobodka.
siehe auch 09.01.1942
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aus:
Wassili Grossmann, Ilja Ehrenburg (Herausgeber)
Das Schwarzbuch, Der Genozid an den sowjetischen Juden
(in deutscher Sprache herausgegeben von Arno Lustiger), 1994 |