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29.06.1944. Deutsche Soldaten ermorden 212 Menschen in Civitella

 


SIR DAVID MAXWELL-FYFE:
Sehen Sie sich das nächste Stück an, einen Lagebericht über zwei Tage — der Bericht für zwei Tage
später --- vom 28. Juni 1944; der zweite Absatz:
„Als Sühne für den verschleppten Oberst Freiherrn von Gablenz wurden zunächst 560 Personen, davon 250 Männer, festgenommen."

Ist das Ihre Auffassung über „die notwendigen Schritte zur Abwehr des Bandenkrieges", daß 410 Frauen und Kinder in Gewahrsam genommen werden müssen?

KESSELRING:
Das ist nicht notwendig gewesen, ich darf aber dann im Zusammenhang auf diese Sache kommen ...

SIR DAVID MAXWELL-FYFE:
Nehmen wir noch ein weiteres Beispiel. Sie erinnern sich an Civitella? Erinnern Sie sich, was Ihre Truppen in Civitella angerichtet haben?

KESSELRING:
Ich weiß es augenblicklich nicht.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE:
Ich werde Sie daran erinnern, was sich in Civitella ereignet hat. Es geschah am 18. Juni, einen Tag nach Ihrem Befehl.

„Zwei deutsche Soldaten wurden getötet und ein dritter verwundet im Kampf mit Partisanen in dem Dorf Civitella. Die Dorfbewohner befürchteten Repressalien und räumten das Dorf. Als die Deutschen dies entdeckten, wurden die Strafmaßnahmen aufgeschoben. Am 29. Juni,"

Sie werden sich erinnern, Zeuge, das war neun Tage, nachdem Sie die Bekanntmachung zur Verstärkung Ihres Befehles herausgegeben hatten,

„als die Einwohnerschaft sich wieder sicher fühlte und in das Dorf zurückkehrte, führten die Deutschen organisierte Repressalien durch und kämmten die Nachbarschaft durch. Unschuldige Einwohner wurden oft beim ersten Anblick erschossen. An jenem Tage wurden 212 Männer, Frauen und Kinder in der nächsten Umgebung des Dorfes erschossen. Einige der ermordeten Frauen wurden vollständig nackt aufgefunden. Im Laufe der Untersuchung wurde eine Namensliste der Toten aufgestellt, die vollständig ist mit Ausnahme jener wenigen Leichen, die nicht identifiziert werden konnten. Die Toten standen im Alter von 1 bis 84 Jahren. Etwa 100 Häuser wurden durch Feuer zerstört; einige der Opfer wurden bei lebendigem Leibe in ihren Häusern verbrannt."

Das ist der Bericht der Untersuchungskommission für Kriegsverbrechen der Vereinten Nationen.
Nun, Zeuge, glauben Sie wirklich, daß militärische Notwendigkeit die Tötung von Säuglingen von einem Jahr und Greisen von 84 Jahren erfordert ?

KESSELRING:
Nein

aus:
Internationaler Militärgerichtshof Nürnberg,
Der Nürnberger Prozess, Gegen die Hauptkriegsverbrecher vom 14. November 1945 - 1. Oktober 1956, Band 9-10, S. 253



Nach der Landung der Alliierten in Italien wurde Kesselring am 21. November zum Oberbefehlshaber Südwest und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C ernannt. Zudem wurde ihm die Vollziehende Gewalt in den italienischen Operationsgebieten übertragen.
Ab April 1944 leitete Kesselring auch die gesamte „Bandenbekämpfung“ in den italienischen Operationsgebieten. Der Höchste SS- und Polizeiführer wurde ihm persönlich unterstellt und erhielt von Kesselring die Richtlinien.
So ließ Kesselring nach einem Attentat in der Via Rasella in Rom am 23. März 1944, dem 33 Mitglieder des Polizeiregimentes Bozen zum Opfer fielen, 335 völlig unbeteiligte italienische Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen erschießen.